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Bedrohung der psychosozialen Versorgung für Geflüchtete: Paritätischer Thüringen warnt vor verheerenden Kürzungen im Bundeshaushalt 2024

Neudietendorf, 23.08.2023 | Der Entwurf des Bundeshaushalts 2024 sorgt für große Besorgnis beim Paritätischen Thüringen. Geplante Kürzungen in Höhe von rund 9,7 Millionen Euro für die Psychosozialen Zentren für Geflüchtete (PSZ) könnten zu schwerwiegenden Konsequenzen für etablierte Versorgungsstrukturen und neu aufgebaute Einrichtungen führen. Diese Kürzungen gefährden nicht nur die Zielgruppen der Programme und das engagierte Personal vor Ort, sondern bedrohen auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland.
Die PSZ sind von entscheidender Bedeutung für die psychosoziale Unterstützung von Schutzsuchenden, die oft schwer belastet oder traumatisiert in Deutschland ankommen. Diese Zentren bieten niedrigschwellig erreichbare, maßgeschneiderte und effektive psychosoziale und psychotherapeutische Angebote für geflüchtete Menschen. Gerade erst in diesem Jahr wurde die Unterstützung für die PSZ aufgrund des dringenden Bedarfs um nahezu 10 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt erhöht. Auch im Jahr 2022 wurden zusätzliche Mittel für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung gestellt.
"Wenn die Bundesmittel im Haushaltsjahr 2024 tatsächlich von 17 auf 7 Millionen Euro gekürzt werden, wären fast 90 PSZ, die bisher aus dem Bundeshaushalt unterstützt wurden, gezwungen, die hart erkämpften und gut eingearbeiteten Fachkräfte bis zum Ende des Jahres zu entlassen", warnt Steffen Richter, stellvertretender Landesgeschäftsführer beim Paritätischen Thüringen. "Dadurch würden traumatisierte Geflüchtete den Abbruch von psychosozialer Beratung und Therapie erfahren, was nicht nur für die Betroffenen selbst ein Desaster ist, sondern auch ihre Integration verhindert und langfristig erhebliche Mehrkosten für das Gesundheitssystem verursachen könnte."
Der Paritätische Thüringen appelliert eindringlich an die Verantwortlichen im Bundestag und in der Bundesregierung, die geplanten Kürzungen zu überdenken. Statt eine so wichtige und bewährte Unterstützungsstruktur zu schwächen, sollten die Fördermittel langfristig zur Verfügung gestellt werden, um eine nachhaltige und kontinuierliche Arbeit der PSZ zu gewährleisten. Nur so kann die notwendige Unterstützung für traumatisierte Geflüchtete sichergestellt und ein mehr als wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland geleistet werden.

 

Info:
Die Psychosozialen Zentren (PSZ) bieten spezialisierte multiprofessionelle Leistungen an, um dem Versorgungsdefizit entgegenzuwirken. Multidisziplinäre Teams begleiten und beraten zusammen mit speziell ausgebildeten Sprachmittler*innen von der Phase des Ankommens bis hin zur Traumabewältigung.
Zum Modell der PSZ gehört ein ganzheitlicher Ansatz, der unter anderem folgende Leistungen umfasst:

  • Diagnostik/Clearing,
  • Krisenintervention und Stabilisierung durch sozialarbeiterische Begleitung,
  • psychosoziale Beratung,
  • Psychotherapien,
  • qualifizierte Stellungnahmen zur Vorlage in asyl- und aufenthaltsrechtlichen Verfahren,
  • Qualifizierung von therapeutischem Personal der Regelversorgung

87 % aller geflüchteten Menschen haben potenziell traumatisierende Ereignisse wie Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung erlebt. Rund 30 % sind von depressiven Erkrankungen oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen.
Es fehlt an einem angemessenen Zugang zu einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung für geflüchtete Menschen.
Fehlende Behandlung kann zu großem Leid für die Betroffenen führen, zudem durch Chronifizierung zu hohen Folgekosten für die spätere Gesundheitsversorgung und stellt häufig ein schwerwiegendes Integrationshindernis (u.a. in Schule, Ausbildung und Arbeitsmarkt) dar.
(Quelle: Versorgungsbericht 2023 der BafF)

Kontakt

Nicole Offhaus

Referentin Jugend(sozial)arbeit | Schule | Migration

036202 26-239

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