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Zum Runden Tisch „30-Stunden-Woche in der Pflege“ der SPD: Wer soll das bezahlen?

Neudietendorf, 03.05.2022 | Die SPD-Landtagsfraktion lädt zu einem Runden Tisch ein, bei dem diskutiert werden soll, ob und wie eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in der Pflege umgesetzt werden kann. Begründet wird dies damit, dass so die Berufe in der Pflege attraktiver werden. Der Paritätische Thüringen begrüßt, dass überhaupt über die Fachkräfteproblematik im Pflegebereich gesprochen wird, Vorschläge dazu hat der Wohlfahrtsverband bereits geliefert. Der Vorschlag der SPD-Fraktion löst allerdings nicht das Personalproblem und lässt zudem aktuelle Gesetzgebungsvorhaben wie beispielsweise die Umsetzung des Personalbemessungsinstruments außer Acht. Eine aktuelle Studie* zeigt, dass 300.000 Fachkräfte für die Pflege gewonnen werden könnten, wenn Berufsaussteiger zurückkehren und Teilzeitkräfte aufstocken würden. Dazu müssen sich die Arbeitsbedingungen ändern. Die in der Studie am häufigsten genannten Bedingungen sind mehr Zeit für eine hochqualitative Pflege durch eine entsprechende Personalbemessung, eine angemessene Bezahlung, die insbesondere Fort- und Weiterbildungen anerkennt, sowie ein wertschätzender und respektvoller Umgang von Vorgesetzten. Eine Reduzierung auf eine 30-Stunden-Woche geht aber nicht ohne eine massive Personalaufstockung. Und hier muss die Frage der Finanzierung beantwortet werden. Ein Beispiel: Bei einer Sozialstation, die aktuell eine Pflegezeit von 340 Stunden erbringt, fehlen bei einer Reduktion auf 30 Stunden pro Woche 11,3 Pflegekräfte, um die Pflegeleistung, die ja nicht reduziert werden kann, zu erbringen. Die zusätzlichen Pflegekräfte, die es im Übrigen nicht gibt, müssen bezahlt werden. Eine 30-Stunden-Woche kann daher nicht der erste Schritt zur Lösung des Fachkräfteproblems sein und kann auch nicht ohne eine Gegenfinanzierung gedacht werden. Bereits heute übersteigen die Eigenanteile immer häufiger die tatsächlichen Rentenhöhen. Eine aus dem Vorschlag der SPD resultierende Personalkostensteigerung von 25%, die vollumfänglich von den Pflegebedürftigen zu leisten ist, ist kein konstruktiver Lösungsvorschlag. Wie soll eine monatliche Mehrbelastung von über 500 Euro pro Pflegebedürftigem abgefedert werden? „Wir hätten uns gewünscht, dass vor solch einem Runden Tisch mit den Betroffenen gesprochen wird und nicht über sie. Bei jeder Diskussion über die Pflege müssen die zu Pflegenden im Mittelpunkt stehen. Wir alle wollen eine qualitativ hochwertige, personenzentrierte Pflege. Die braucht Personal. Und Personal kostet Geld. Pfleger*innen, die in 30 Stunden die Arbeit einer 40-Stunden-Woche machen müssen, weil mehr Personal mehr Geld kostet, werden nicht lange durchhalten. Die alles entscheidende Frage ist, wer soll das bezahlen? Gute Pflege braucht eine ausreichende Finanzierung.“, erklärt Stefan Werner, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Thüringen.

* https://www.altenpflege-online.net/artikel/2022_05/2022_05_03_300000_zusaetzliche_pflegekraefte_waeren_moeglich?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=AHI_AP_NL_20220503

Illustration: Christian Kirchner

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