„Engagement gewinnt" – Erste Ergebnisse der Länderstudie zur Jahresmitgliederversammlung des Paritätischen Thüringen vorgestellt
Neudietendorf 13/11/2013 Zur Jahresmitgliederversammlung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Thüringen wurden heute erste Ergebnisse der Länderstudie zum aktuellen Stellenwert und der Bedeutung des Ehrenamtes im Paritätischen vorgestellt. Demnach haben 166 Mitgliedsorganisationen von insgesamt 335 an der Befragung teilgenommen, das heißt 50 Prozent. Allein in den 166 Organisationen sind 5.341 Engagierte tätig. Mit Blick auf die fehlenden Organisationen ist von einer noch größeren Anzahl auszugehen. Laut Studie engagieren sich die Ehrenamtlichen in den befragten Einrichtungen mindestens 44.822 Stunden pro Monat. Zahlen, die auch Reinhard Müller, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Thüringen, beeindrucken.
„Diese Arbeit, dieses Engagement ist enorm wichtig für die Gesellschaft und bedeutet aus unserer Sicht eine enorme Wertschöpfung. Rechnet man das dem folgend mit 8,50 Euro Mindestlohn, bedeutet dies eine Wertschöpfung von 380.987 Euro monatlich und 4.571.844 Euro im Jahr, die ehrenamtlich erbracht werden", erläutert Müller. Neben solch beeindruckenden Zahlen zeigt die Studie aber auch, was nicht so gut läuft. So ist das Management in den Organisationen und das Kümmern um die Ehrenamtlichen noch ausbaufähig. Auch das Gewinnen von Ehrenamtlichen, allgemein und von ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern, wird als große Herausforderung identifiziert. Insbesondere Jüngere zu gewinnen, wird auch als größte Herausforderung beschrieben. Die Zahlen machen deutlich, der überwiegende Teil der Engagierten ist zwischen 46 und 65 Jahre, 38 Prozent. Jüngere Engagierte, unter 19 Jahren, gibt es eher weniger, 8 Prozent. Die Behauptung, dass ehrenamtliches Engagement zunehmend punktuell und kurzfristig stattfindet, lässt sich für Thüringen nicht bestätigen. Laut Studie engagieren sich 64 Prozent dauerhaft und regelmäßig. Dass das Engagement überwiegend weiblich ist, 70 Prozent, hat den Paritätischen Thüringen wenig überrascht.
„Die Studie wird uns helfen das ehrenamtliche Engagement zu fördern und weiterzuentwickeln. An vielen Stellen wissen wir jetzt, wo angesetzt werden muss und was zu tun ist. Vor allem in der Organisationsberatung und der Unterstützung bei der Arbeit mit Ehrenamtlichen müssen wir mehr tun", ist sich Müller sicher. Der Verband gehe davon aus, dass zukünftig nicht alle Hilfestrukturen allein durch professionelle Fachkräfte abgesichert werden können. Das mache eine strategische Planung und ein neues, zeitgemäßes Bürgerschaftliches Engagement notwendig, heißt es. Dabei dürfe ehrenamtliches und freiwilliges Engagement weder Ausfallbürge für fehlende Fachkräfte sein, noch könne dieses eine ungenügende soziale Infrastruktur ersetzen.
Die Studie wurde vom Paritätischen Thüringen in Kooperation mit dem Paritätischen Gesamtverband in Berlin, den Landesverbänden Berlin und Nordrhein-Westfalen, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg durchgeführt und ist eine grundlegende empirische Untersuchung des Engagements und seiner Potenziale in den Mitgliedsorganisationen des Paritätischen. Dafür wurden empirisch abgesicherte Daten zu Umfang, Ausprägungen und Rahmenbedingungen des Engagements erhoben. Ebenso wurden Potenziale und ehrenamtsbezogene Strategien identifiziert und analysiert. Die Untersuchung schloss auch eine Befragung der Mitgliedsorganisationen nach den fachlichen und förderpolitischen Vorstellungen zum Engagement mit ein. Die Gesamtstudie wird im kommenden Jahr veröffentlicht.