Belastungen in der Altenpflege reduzieren –Paritätisches Projekt auf Erfolgskurs
Neudietendorf 22.04.2014 Vor dem Hintergrund der demografischen Veränderungen steht die Pflegebranche vor neuen Herausforderungen. Zum einen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen an, das Durchschnittsalter der Pflegenden erhöht sich stetig und die Zahl von chronischen Krankheiten, Multimorbidität und Demenz fordert veränderte Anforderungen an die Kompetenzen der Beschäftigten in der Pflege. Demgegenüber ist ein deutlicher Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt spürbar. Um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, gilt es für Altenpflegeeinrichtungen, attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten, die ihre Mitarbeitenden länger und gesünder im Beruf halten. Eine Antwort auf die Herausforderungen ist das Projekt „Pflege bewegt". Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds.
Schon jetzt sind über 30 Prozent des Personals der Thüringer Sozial- und Gesundheitswirtschaft über 56 Jahre alt. Für den Paritätischen Thüringen ein Beleg dafür, wie wichtig Personalentwicklung und Konzepte zur Arbeitsfähigkeit und Gesundheitsvorsorge sind. Ohne Anstrengungen in diesem Bereich werden die Verluste an verfügbaren Fachkräften und Wissen zum wirtschaftlichen Aus für Einrichtungen und Dienste in der Pflege führen. „Das ist alles andere als Schlagwortlyrik. Hier geht es um konkrete Maßnahmen, wie Arbeitsplätze in der Pflege attraktiv gestaltet und für ältere Mitarbeiter optimiert werden können", erläutert die Projektkoordinatorin Silvia Gerisch. „Im Übrigen bringt das keineswegs nur für ältere Mitarbeiter einen Nutzen, sondern, angesichts der verantwortungsvollen und schweren Arbeit, genauso für Jüngere", so Gerisch. Wichtig ist Gerisch, dass es bei diesem Projekt um mehr als Einzelmaßnahmen, wie gelegentliche Massageangebote oder Rückenschule für die Mitarbeiter geht. Vielmehr geht es auch um Personalentwicklung und Arbeitsorganisation, zu der das Gesundheitsmanagement gehört. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird zunehmend zu einem Erfolgsfaktor für Arbeitgeber, ist man beim Paritätischen Thüringen überzeugt.
Dementsprechend ist Belastungsreduzierung in der Altenpflege der wesentliche Kern des Projektes. Insbesondere zu physischen und psychischen Belastungen in der Pflege wurden in den zurückliegenden Monaten Schwerpunkte zur Belastungsreduzierung identifiziert. Besonders hervorzuheben sind dabei der Umgang mit dementiell erkrankten und veränderten Patienten sowie schwierigen Angehörigen. Aber auch das Erhalten und Fördern der Rückengesundheit und ergonomisches Arbeiten konnten als Schwerpunkte ausgemacht werden. Um möglichst viele Mitarbeiter zu erreichen und die Belastungen zu reduzieren, wurden Qualifizierungsreihen konzipiert und in 2013 durchgeführt. So fanden beispielsweise zwölfmal Tageskurse zur „Rückengesundheit" in einer Pflegeschule in Erfurt oder auch viermal 3-Tages-Kurse zum „Umgang mit Demenz" in Neudietendorf statt. Aufgrund der hohen Nachfrage wird das Projekt auch in 2014 noch Kurse organisieren. Für April/Mai sind bereits weitere 3-tägige Kurse zum Schwerpunkt „Demenz" geplant. Durch den hohen Zuspruch zum Kurs Rückengesundheit und da in der Praxis kaum Mitarbeiter über eine qualifizierte Kinästhetik-Ausbildung verfügen, wurde in Zusammenarbeit mit der Paritätischen Akademie unter anderem ein Grundkurs „Kinästhetik" vom 3. bis 5. März durchgeführt. Darauf aufbauend findet im Mai und im Juni eine Multiplikatoren-Schulung zum Thema Rückengesundheit statt.