Baby-Boomer im Rentenalter: Neue Herausforderungen für die Pflege
Neudietendorf. Die Baby-Boomer-Generation kommt ins Rentenalter und stellt die Pflege-Experten in ganz Europa vor völlig neue Herausforderungen. „Die älteren Menschen haben heute ganz andere Ansprüche. Sie wollen so lange wie möglich autonom leben, erwarten mehr Hilfe und Unterstützung dabei, diesen Wunsch auch in die Realität umzusetzen“, sagt Benno Meichtry. Der Schweizer ist einer der Teilnehmer an einem europaweiten Projekt, bei dem es darum geht, diese Wünsche und Erwartungen der älteren Menschen in die Tat umzusetzen. Partner des Projektes sind Einrichtungen aus der Schweiz, der Türkei, Belgien, Irland, Großbritannien und Deutschland. Projektpartner in Deutschland ist der Paritätische in Thüringen. Mehrere Tage informierten sich die europäischen Fachleute jetzt über die Situation in Thüringen.
Das Problem, das Cath Cianci für Belgien beschreibt, gilt für viele Länder in Europa: Die demografische Entwicklung lässt die Plätze in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen knapp werden. Und: Die Menschen wollen länger zu Hause bleiben und in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung alt werden. Eine Lösungsmöglichkeit sieht die Belgierin in der Gründung von Mehrgenerationenhäusern oder in der Förderung kleinerer Wohngemeinschaften.
Die größte Herausforderung für Großbritannien macht Dr. Anna Tsaroucha in der wachsenden Zahl von Demenzkranken aus. Die Regierung hat zwar eine nationale Demenzstrategie entwickelt, aber es macht sich vor allem ein Mangel an Fachkräften deutlich bemerkbar.
Diese Lücke beim Fachpersonal sieht auch Britta Richter vom Paritätischen Thüringen als eines der größten Probleme für Deutschland. Sie bemängelte, dass die Gesellschaft noch immer die Augen vor den Problemen des Älterwerdens verschließt.
Neue Wohnformen, die Organisation von größerer Unterstützung für ältere Menschen zu Hause – all das sind Themen, denen sich die Länder Europas in den nächsten Jahren noch intensiver widmen müssen als bislang. Und dabei müssen auch innovative Wege beschritten werden. „Deshalb ist der gemeinsame Erfahrungsaustausch über die Probleme in den einzelnen Ländern auch so wichtig“, so Liam McCarthy aus Irland.
Die Teilnehmer hatten sich zuvor bei der Stiftung Wohnen Plus in Weimar über neue Möglichkeiten des Zusammenlebens älterer Menschen informiert.