40.000 Arbeitnehmer in Thüringen alkoholabhängig -- Breites Bündnis sagt Alkohol am Arbeitsplatz den Kampf an
Erfurt. Fünf Prozent der Arbeitnehmer in Thüringen sind alkoholabhängig, bei den Führungskräften bis zu 10 Prozent. Diese bundesweiten Zahlen lassen sich nach Einschätzung von Experten auch auf den Freistaat übertragen. Bei 790.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen hieße das, dass knapp 40.000 Beschäftigte alkoholabhängig sind.
Für die Unternehmen hat die Sucht ihrer Mitarbeiter auch wirtschaftliche Konsequenzen: Alkoholabhängige fehlen 16-mal häufiger am Arbeitsplatz und erleiden 3,5-mal häufiger Arbeitsunfälle. Die wirtschaftlichen Folgen des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz schätzt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) bundesweit auf 26,7 Milliarden Euro.
Ein breites Bündnis unter dem Namen „Alkohol – Alles im Griff!“ hat sich den Kampf gegen den Alkohol am Arbeitsplatz und die Prävention auf die Fahnen geschrieben. Zusammengefunden haben sich in dem Bündnis unter anderem Krankenkassen, Industrie- und Handelskammern, Stadtverwaltungen, Ärzteorganisationen und Sozialverbände. Seit 2010 sensibilisiert und informiert das Präventionszentrum der Suchthilfe in Thüringen (SiTgGmbH) über das Thema. „Das Präventionszentrum will mit dem Bündnis keine Abstinenz predigen, denn diese Botschaft verhallt erfahrungsgemäß bei Erwachsenen und jungen Erwachsenen gleichermaßen. Vielmehr soll für Genuss, bei gleichzeitiger Abgrenzung vom Alkoholmissbrauch und riskanten Trinkverhaltensweisen sensibilisiert werden“, so Katrin Otto, die Leiterin des Präventionszentrums der SiT und Koordinatorin des Bündnisses „Alkohol – Alles im Griff!“.
Ein blauer Kater, der ein Schnapsglas in den Mülleimer wirft, steht sinnbildlich für die Ziele des Bündnisses. Der Zusammenschluss steht für „Punktnüchternheit“, wie es heißt und setzt sich für 0,0 Promille in bestimmten Situationen wie Straßenverkehr oder Medikamenteneinnahme, in bestimmten Lebensräumen, beispielsweise am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Krankenhaus und bei bestimmten Personengruppen wie Kinder und Jugendlichen, Schwangeren und Stillenden ein.
Bei einer Fachtagung am 30. Januar sollen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen über Programme zur betrieblichen Suchtprävention informiert und für das Thüringer Bündnis geworben werden. Außerdem sollen die bisherigen Bündnispartner ausgezeichnet werden.
Die Zahlen über Alkoholabhängigkeit in Thüringen sind erschreckend: 4825 Thüringer, die in den Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe um Hilfe nachgesucht haben, erhielten eine Hauptdiagnose Alkoholabhängigkeit bzw. schädlicher Gebrauch von Alkohol. 80,3 Prozent davon sind Männer, 19,7 Prozent Frauen. Über die Hälfte waren zwischen 35 und 54 Jahre alt. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes starben 2012 in Thüringen 500 Menschen an Alkoholmissbrauch.
Terminhinweis:
Tagung „Suchtprävention in Unternehmen“ am Freitag, 30. Januar 2015, Ort: Großer Saal der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland, Kranichfelder Straße 3, 99096 Erfurt, Beginn: 9 Uhr.
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