"Ich erfahre auch immer etwas Neues" - Professor Karl-Heinz Stange über den neuen weiterbildenden Studienkurs Sozialpsychiatrie
Neudietendorf, 8. Juli 2015. „Als Lehrender sollte man sich nie abgewöhnen, die Dinge aus der Betroffenenperspektive zu betrachten.“ Professor Karl-Heinz Stange (Foto) sagt das. Der Dozent leitet gemeinsam mit Dirk Bennewitz den berufsbegleitenden Studienkurs Sozialpsychiatrie. Stange freut sich, dass nicht nur er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern etwas beibringen kann, sondern dass er auch von ihnen, aus ihrer praktischen Erfahrung heraus, lernen kann. „Diese Kurse sind keine Einbahnstraße“, so Stange.
14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählt der weiterbildende Kurs. Er wird von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Erfurt in Zusammenarbeit mit der PARITÄTischen Akademie Thüringen (parisat gGmbH) sowie dem Zentrum für Weiterbildung der Fachhochschule Erfurt angeboten.
Der Kurs ermöglicht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus sozial- und gemeindepsychiatrischen Einrichtungen und Diensten für Menschen mit psychischen Störungen, ihre beruflichen Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gibt es Fachwirte im Gesundheits- und Sozialwesen und Ergotherapeuten wie Krankenpfleger und Diplom-Sozialarbeiter. Aber nicht alle haben ihren beruflichen Weg in der Sozialwirtschaft begonnen. Einer hat als Gas-Wasser-Installateur angefangen, eine andere als Zahnarzthelferin oder ein Dritter als Meister im Büchsenmacherhandwerk.
Aus- und Weiterbildung ist gerade in der sozialen Landschaft Deutschlands nötig. Das macht Stange deutlich und verweist auf den steten Wandel und die sich verändernden Rahmenbedingungen. „Dieser kontinuierliche Wandel ist bedingt durch Sparzwänge, aber auch durch ein verändertes (Selbst-)-Verständnis von Menschen mit Behinderungen verbunden mit dem legitimen Wunsch nach einem selbstbestimmen Leben.“ In dem Kurs geht es auch um die Veränderung der traditionellen Rollenverteilung des Helfenden und des Hilfesuchenden hin zu einem Dienstleistungsverständnis sozialer Arbeit, wie es in der Broschüre zu dem Kurs heißt.
Stange findet es immer wieder aufschlussreich, die Studierenden auch auf den Unterschied zwischen „Gesetzeslyrik und Rechtspraxis“ aufmerksam zu machen und hier auch von deren Erfahrungen zu profitieren. Sein Eindruck: „Diejenigen, die es am nötigsten haben, bleiben auf der Strecke.“ Denn die Studierenden können ganz konkret die gravierenden Versorgungsdefizite in Deutschland benennen, beispielsweise die überlangen Wartezeiten auf Psychotherapieplätze. Und hier kann Stange dann den Teilnehmenden die für sie wichtigen strukturellen Teilinformationen liefern.
Der Studienkurs ist in drei Phasen aufgeteilt: Die Präsenzphasen, in denen Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft und Praxis den Studierenden zur Verfügung stehen. Dann gibt es die Selbstlernphasen, die sich die Teilnehmenden unter professioneller Anleitung durch die Referentinnen und Referenten selbst entsprechend ihres persönlichen Zeitbudgets organisieren. Von Zeit zu Zeit. Regelmäßig nehmen sie auch an Foren via Internet teil, bei denen sie Kontakt zu den Referenten und Referentinnen sowie zu den anderen Teilnehmenden halten. Der dritte Teil ist die Praxisphase, in der die Teilnehmenden sowohl ein klassisches Praktikum wählen können oder ein Praxisprojekt aus ihrem Arbeitsfeld.
Das Studium schließt mit einem qualifizierten Zertifikat der FH Erfurt und der PARITÄTischen Akademie Thüringen ab. Stange, der seit 1993 als Professor für Sozialarbeit/Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Rehabilitation an der Fachhochschule Erfurt tätig ist, freut sich auf den gerade angelaufenen Studienkurs. „Ich erfahre immer etwas neues. Das ist für mich eine große Herausforderung.“
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