"Ich bin jede Sekunde meines Lebens für meine Gesundheit selbst verantwortlich" - Thementag bei der Kreisgruppe Suhl
Suhl, 5. November 2015. Wenn Michael Hock über das Thema „Burnout“ redet, dann weiß er, wovon er spricht. Der Kommunikationstrainer und Konfliktberater hat selbst das Ausgebranntsein erlebt. Umso glaubwürdiger kommt er bei dem Thema rüber. „Ich habe gelernt, was wichtig ist und was nicht und habe mein Leben verändert“, sagt er beim Thementag „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ der Kreisgruppe Suhl des Paritätischen. Seine Grundbotschaft: „Ich bin jede Sekunde meines Lebens für meine Gesundheit selbst verantwortlich.“ Die beste Burnout-Prävention ist es, sich selbst anzunehmen, so wie man ist, vermittelt er eindringlich und sehr plastisch den Zuhörenden beim vierten Thementag der Paritätischen Kreisgruppe Suhl in Folge. Den Mitgliedern der Kreisgruppe liegen diese Thementage besonders am Herzen.
Anhaltende Überlastung, mangelnde Selbstwirksamkeitserfahrungen, ein gefühlter Mangel an Wertschätzung, der Sinnverlust der Arbeit und keine Bewältigungsstrategien – das sind für Hock die wichtigsten Risikofaktoren für ein Burnout. „Burnout verläuft in Phasen, die unmerklich ineinander übergehen“, sagt Höck. Warnsignale sind beispielsweise erste Erschöpfungsmerkmale und Unzufriedenheit mit der Arbeit. Das verdichtet sich in immer kürzer werdenden Zeitabständen. Die Folge: Die Selbstzweifel wachsen und der Arbeitseifer nimmt ab. Es folgen Gleichgültigkeit gegenüber der Arbeit und anderen Menschen und am Ende stehen Depression und Verzweiflung.
„Burnout ist ein Chamäleon. Es gibt eine Vielzahl möglicher Symptome“, sagt Hock, der bis 2006 als Journalist in Thüringen tätig war. Seitdem ist er freiberuflich als Konfliktberater und Kommunikationstrainer im Freistaat unterwegs. Verdauungsstörungen, Enge in der Brust, Herzrasen, Kopfschmerzen, allgemeine Müdigkeit, Muskel- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen jeder Art, Schwindel, Tinnitus, eine Häufung von banalen Infektionen wie Erkältungen, die Verminderung der sexuellen Lust oder auch Zähneknirschen – all das können Symptome von Burnout sein.
Gesundheitsmanagement sollte deshalb in Firmen einen hohen Stellenwert haben. Drei Dinge sind es, die aus Sicht von Hock ein gutes Gesundheitsmanagement ausmachen. Es muss für Informationstransparenz innerhalb des Unternehmens gesorgt werden. Das ständige Bangen beispielsweise in großen Bereichen der Sozialwirtschaft um die Weiterfinanzierung laufender Projekte hält Hock für das Gegenteil von gesundheitsfördernd. Zweites Kriterium ist für ihn die Handhabbarkeit von Aufgaben. Das heißt, den Mitarbeitenden müssten genügend Ressourcen an die Hand gegeben werden, um ihre Aufgaben zu erledigen. Und das dritte ist das, was er mit Bedeutsamkeit umschreibt: Den Mitarbeitenden muss ausreichende Wertschätzung entgegengebracht werden. Hock zitierte Umfragen, wonach bei der Frage nach Kriterien für Zufriedenheit am Arbeitsplatz der Punkt Wertschätzung von Kollegen und Wertschätzung durch den Chef oder die Chefin an erster und zweiter Stelle gestanden habe. „Jeder Vorgesetzte sollte sich daran messen lassen“, so Hock.
An vier verschiedenen Thementischen ging es anschließend um Einzelaspekte des Themas. Die Eigenverantwortung jedes Einzelnen für seine Gesundheit stand dabei im Zentrum. Ein kollegiales Umfeld, ein gutes Betriebsklima, aber auch vom Betrieb angebotene Möglichkeiten der gesundheitlichen Prävention können dabei helfen. Ein gesundes Zeitmanagement ist ein weiterer wichtiger Baustein. Eine Prioritätenliste der zu erledigenden Aufgaben ist dabei äußerst hilfreich ebenso wie die Kunst, weniger wichtige Aufgaben delegieren zu können. Diskutiert wurde auch, wie der Widerspruch zwischen dem eigenen Anspruch und der vorgegebenen Arbeitsstruktur gelöst werden kann.
Zum Schluss hatte Hock noch einen wichtigen Tipp bereit, wie man mit sich selbst ins Reine kommen kann. „Schauen Sie 15 Minuten in einen Spiegel – nach dieser Zeit werden sie sich selbst neu kennenlernen.“ Und sein Rat: „Wir müssen uns selbst so akzeptieren wie wir sind.“ Wenn das alles nicht hilft und man an sich selbst erkennt, dass man seine Arbeit nicht mehr liebt, dann hat man noch zwei Alternativen: „Change it“, also versuche, Dich selbst zu verändern, deine Einstellung zur Arbeit und/oder die Rahmenbedingungen der Arbeit. Oder „leave it“, also den Arbeitsplatz wechseln. Hock hat das selbst vollzogen. Der Weg mit der Kündigung in der Tasche von zu Hause bis zu seinem Arbeitgeber war für ihn einer der längsten seines Lebens, sagt er. „Ich wurde immer langsamer auf der Autobahn.“ Aber die Entscheidung, so sieht er es heute, war die richtige und aus seiner heutigen Sicht die einzig mögliche.
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