„Integration muss zum gemeinsamen Projekt aller werden“ Stefan Werner bei Flüchtlingskonferenz der CDU-Landtagsfraktion
Erfurt/Neudietendorf, 3. März 2016. Die Integration der Geflüchteten in die Thüringer Gesellschaft sollte ein gemeinsames Projekt aller Verantwortlichen in Politik und Zivilgesellschaft sein. „Wenn wir Integration so angehen und das Ganze nicht als Einbahnstraße verstehen, dann werden wir erfolgreich sein“, appellierte der stellvertretende Direktor der Paritätischen BuntStiftung, Stefan Werner, bei einer Flüchtlingskonferenz der CDU-Landtagsfraktion an die Verantwortlichen in Thüringen. 150 KommunalpolitikerInnen diskutierten bei der Veranstaltung mit Werner, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring, Ursula Gräfin Praschma vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der Präsidentin des Thüringer Landkreistages, Martina Schweinsburg.
Werner wies bei der Veranstaltung darauf hin, dass die Zivilgesellschaft in Thüringen bereits sehr aktiv auf dem Feld der Integration sei. Er nannte als Beispiele die Arbeit zahlreicher Mitgliedsorganisationen des Paritätischen, die in vielfältiger Form Unterstützungsangebote für Flüchtlinge und Migranten vorhielten. „Wichtig ist, dass die Politik Vertrauen in die zivilen Kräfte vor Ort hat und für diese Rahmenbedingungen schafft, die Engagement ermöglichen und die Mitgliedsorganisationen in ihrer professionellen Arbeit unterstützen“, appellierte Stefan Werner an die Politik. Das Angebot des Paritätischen zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit sei breit aufgestellt: Neben den professionellen Fachkräften im Bereich Kita, erzieherische Hilfen, Jugendarbeit und Schule werde auch die Qualifikation und Weiterbildung von Ehrenamtlichen vorangetrieben.
Das Integrationskonzept der Landesregierung müsse zwingend mit den Akteuren der Zivilgesellschaft, also den Wohlfahrtsverbänden, geschrieben werden, so Werner. Dabei müssten drei Fragen im Vordergrund stehen: Was ist politisch zu tun? Welche Strukturen braucht es dafür? Welche Inhalte und Angebote sind vor Ort notwendig?
Neben der Integration in den Arbeitsmarkt und der sprachlichen Förderung müsse ein starkes Augenmerk auch auf die soziale Integration gerichtet werden, so Werner in der Veranstaltung. Er machte sich für einen ganzheitlichen Ansatz stark, für Bildungsangebote auch im außerschulischen Bereich, für eine Ausweitung der Schulsozialarbeit für Kinder aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien. So bestehe die Chance, die Mädchen und Jungen auch außerschulisch zu betreuen. „Wir brauchen einen Ansatz, der nicht nur Schule im Blick hat, sondern auch die Potenziale der Jugendhilfe und des Gemeinwesens einbezieht“, unterstrich Werner.
Integration, davon ist er überzeugt, werde überall da gelingen, wo es Strukturen gibt, in denen Gemeinwesenarbeit stattfindet, wo es noch funktionierende soziale Strukturen und Sozialarbeit gibt. Als ein gutes Beispiel dafür nannte Werner die Arbeit des Family Clubs am Erfurter Drosselberg. Gleichzeitig beklagte er aber auch, dass in den vergangenen Jahren vieles an sozialer Arbeit ausgedünnt und weggespart worden sei. „An dieser Stelle rächt sich einmal mehr die Rotstift-Politik in den niedrigschwelligen und präventiven Bereichen in den vergangenen Jahren“, sagte er.
Eindringlich rief er dazu auf, dem braunen und populistischen Gerede in Thüringen ein breites Bündnis der Mitmenschlichkeit entgegenzusetzen. Es brauche ein entschiedenes Vorgehen gegen rechte Gewalt und ihre Täter und gleichzeitig einen ernsten und differenzierten Dialog mit den Menschen vor Ort – überall da, wo Zweifel, Ängste oder Unmut sich breit machten.
Bei der Veranstaltung forderten CDU-Fraktionschef Mike Mohring und die Landkreistagspräsidentin Martina Schweinsburg von der Landesregierung, den Kommunen schneller und mit mehr Einsatz finanziell unter die Arme zu greifen. Mohring verlangte auch eine deutliche Entbürokratisierung bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Die Vorrangprüfung müsse dort fallen. Gräfin Praschma zeigte sich überzeugt, dass die Flüchtlingskrise zu bewältigen sei.
Letztendlich gibt es dazu auch keine Alternative. Denn, so Stefan Werner: „Nicht die Integration wird in einem solchen Fall scheitern, sondern die Menschen werden scheitern, weil sie keinen Fuß in Thüringen fassen können.“