Stefan Werner beim Europafest der Staatskanzlei: „Integration ist keine Einbahnstraße“
Erfurt, 2. Mai 2016. Mohamad Msallam Masi ist ausgebildeter Pharamzeut. Er hat in Syrien studiert, ist seit September 2014 in Deutschland. Er hat ein Praktikum in einer Apotheke in Erfurt absolviert, er würde gerne auch in seinem Beruf arbeiten, kann es aber noch nicht, weil er noch immer auf die Anerkennung seines Abschlusses durch die deutschen Behörden wartet. Der 27-Jährige steht an diesem Tag auf der Bühne des Europafestes direkt gegenüber der Staatskanzlei und erzählt seine Geschichte – eine Geschichte, die typisch ist für viele Geflüchtete,, die zwar in Deutschland arbeiten könnten, aber nicht dürfen, weil die Anerkennung ihrer Abschlüsse lange auf sich warten lässt. Diese „Abschlussverliebtheit in Deutschland“ kritisiert der stellvertretende Direktor der Paritätischen BunstStiftung, Stefan Werner, in der Gesprächsrunde (Bild). Er fordert eine größere Flexibilität bei der Feststellung der Kompetenzen von Geflüchteten, verweist auch auf entsprechende Projekte, die jetzt beim Paritätischen angelaufen sind.
Gleichzeitig macht Werner aber auch darauf aufmerksam, dass Integration oft genug nur auf den Arbeitsmarkt begrenzt wird. „Es geht aber um mehr, es geht auch um kulturelle und soziale Integration“, so Werner. Er nennt f das Projekt des Family Clubs, der am Erfurter Drosselberg vorbildliche soziale Integrationsarbeit vor Ort, im Wohnquartier, leistet. „Integration ist keine Einbahnstraße“, appelliert Werner an die Zuhörer vor dem Sitz des Ministerpräsidenten. „Wir müssen uns auf die Menschen zubewegen. Wo Menschen sich begegnen, klappt auch Integration“, sagt er in der Diskussionsrunde mit der Migrationsbeauftragten der Landesregierung, Mirjam Kruppa und René Piel von der Industrie- und Handelskammer Erfurt. Kruppa unterstreicht in der Runde, dass sie die oft gehörte Formulierung vom „Fordern und Fördern“ ungerne verwendet. „Wir müssen nicht fordern, sondern Angebote zur Verfügung stellen“, sagt sie und verweist auf den Mangel an Plätzen in Sprach- und Integrationskursen. „Beinahe täglich höre ich von Geflüchteten die Frage, wie sie denn in einen Sprachkurs vermittelt werden könnten.“Stefan Werner ist an diesem Tag gleich zwei Mal gefragt. Vor der Flüchtlingsdebatte gibt er auch Auskunft über die Vorstellungen des Paritätischen zur Europapolitik. „In den Projekten, die der Paritätische umsetzt, wird Europa konkret“, sagt er und verweist auf die vielen vom Europäischen Sozialfonds geförderten Projekte, bei denen es beispielsweise um Themen wie Hilfen für Langzeitarbeitslose oder auch Gesundheit geht. Er spricht auch die engen Kontakte des Paritätischen nach Polen an, den gegenseitigen Austausch in der Hilfe für Menschen mit Behinderungen, die gegenseitigen Erfahrungen bei ehrenamtlicher Tätigkeit. „Wir leben die europäische Idee“, sagt Werner.
Zwischen den Gesprächsrunden geht es auf der Bühne bunt zu. Für Aufmerksamkeit sorgt die Tanz- und Trommelgruppe des offenen Kinder- und Jugendtreffs vom Marienstift Arnstadt unter Leitung von Cornelia Steger (Bild). Sie lädt ein zu einer „Rhythmusreise um die Welt“ und bringt die Zuhörer schnell zum Mitklatschen und Mitswingen. Flagge zeigt neben vielen Flüchtlings- und Europainitiativen auch das Bündnis „Mitmenschlich in Thüringen“ mit einem eigenen Stand an der Europameile. Das Interesse an der Idee und der Botschaft, die das Bündnis nach Thüringen hineinträgt, ist groß. Winfried Weinrich, der Leiter des Katholischen Büros, verweist auf der Bühne auf Aktivitäten in Heiligenstadt, aber auch in Hildburghausen und demnächst in Kahla, mit dem das Bündnis mit seinen Gedanken in die Thüringer Regionen hineinstrahlen will.
Tags: Stefan Werner, Family Club, Integration, Europafest