Transformation im alten Trafowerk: Kunstaktion des Saale-Betreuungswerks
Jena, 23. Juni 2016. Jennifer liebt die Mignons. Die kleinen süßen gelben Filmstars haben es der jungen Frau angetan. Deshalb findet man die von Jennifer gemalten Mignons an vielen Stellen hier im alten Trafowerk – auf Leinwand, auf Pappe und auf einem Kissen. Jennifer präsentiert das Ergebnis einer einwöchigen Kunstaktion voller Stolz. „Ich liebe die Farbe blau“, sagt sie. „Und ich mag die Mignons.“ Alle Filme von den rotzfrechen gelben Trickfiguren hat sie schon gesehen. Jennifer ist eine von zwölf Teilnehmenden an dieser Kunstaktion, mit der das seit 2013 laufende Projekt „Jena inklusiv“ zu Ende geht. Ein anderer Teilnehmer ist Dennis, Praktikant im Zentrum für seelische Gesundheit der Diakonie: „Diese eine Woche hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das gemeinsame Arbeiten war toll. Und der Ort war total inspirierend.“
Der Ort ist die alte Trafostation, zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts das erste E-Werk von Jena. Hier wurde Energie in Strom umgewandelt. Transformation war denn auch das Thema dieser Kunstaktion. Es ging Umwandlung und Anpassung an einem Ort des Wandels. „Menschen sind hier in einer neuen Art aufeinandergetroffen, viele Energien aus vielen Richtungen sind zusammengekommen“, sagt Almuth Lohmann-Zell, die künstlerische Leiterin des Projektes. 25 Jahre hat das Trafowerk in einer einer Art Dornröschenschlaf gelegen, jetzt erwacht es dank des Vereins „Ins Netz e.V.“ wieder mit Konzerten, Lesungen, Ausstellungen oder mit Aktionen wie dieser, an der das Saale-Betreuungswerk, die Diakonie und das Cafe 13 beteiligt waren, zu neuem Leben.
Auf dem Boden liegt in der Art eines Teppichs ein gemeinsames Bild. Jeder Teilnehmende an der Aktion durfte darauf seine Spuren hinterlassen, mal mit dicken Pinseln, mal mit dünnen, mal Geschriebenes, mal Gemaltes, mal eine Collage, mal ein Plakat. Auf einem Stück Leinwand in der Mitte hat jeder Teilnehmende festgehalten, was ihm oder ihr zum Thema Transformation eingefallen ist. Dort liest man dann Wörter wie Geburt, Gegensätze oder Sommer. „Es ist in diesen Tagen ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, das Gefühl, etwas Gemeinsames geschaffen zu haben“, sagt Denis.
Und Christine Baum, die das Projekt „Jena inklusiv“ betreut hat, macht die Botschaft dieser Aktion im alten Traforwerk deutlich: „Wir müssen uns alle die Frage stellen, wie wir mit unserer Energie umgehen, wie wir eine genügsamere und nachhaltigere Zukunft gestalten.“ Denn nachhaltig sollte dieses Projekt auch sein. Deshalb gibt es auch viele Collagen, in denen alte Laternen oder alte Zeitungen verarbeitet wurden, die man bei den Streifzügen durch das ehemalige Trafowerk entdeckt hat.
„Ich bin dankbar für diese Woche“, sagt Almuth Lohmann-Zell. Die Kunstwerke sollen jetzt auch in der Öffentlichkeit gezeigt werden, eine Art Wanderausstellung wird vorbereitet.
Drei Jahre lang hat das Projekt „Jena inklusiv“ mit zahlreichen Mikroprojekten in den Lebensbereichen Wohnen, Kindheit und Arbeiten den Bürgern der Stadt das Thema Inklusion näher gebracht. Bei einem inklusiven Tanzkurs kamen sich Menschen mit und ohne Behinderungen näher. Und was Grit Kersten, die Geschäftsführerin des Saale-Betreuungswerks, besonders freut: Nach Abschluss des Projektes steht das Angebot als „Inklusiver Tanzclub“ im Programm der Tanzschule. Eine Theaterprojektwoche, eine Umfrage über die Wohnbedürfnisse für Menschen mit Behinderungen, der vielbeachtete Führer durch die Radiologie des Universitätsklinikums in Leichter Sprache und viele andere Aktionen rundeten das Projekt „Jena inklusiv“ ab, bei dem das Saale Betreuungswerk der Lebenshilfe, die Stadt Jena und das Jenaer Bündnis für Familie kooperierten.
Jena inklusiv als ein von der Aktion Mensch gefördertes Projekt ist zwar jetzt zu Ende, aber an Nachfolgeprojekten wird schon jetzt gearbeitet. Denn: „Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch vollständig und uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben überall und jederzeit teilhaben kann“, so Grit Kersten.
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