Janis McDavid: Selbst wenn ihr mich behindert, finde ich auch einen Weg
Weimar, 26. September 2016. Janis McDavid will Mut machen, Mut, Herausforderungen im Leben anzunehmen und zu meistern. „Ich kann viel mehr, wenn man mich nicht behindert“, ist sein Moto, dem er gerne noch einen zweiten Satz hinzufügt: „Selbst wenn ihr mich behindert, finde ich auch einen Weg.“ Und genau das glaubt man ihm, Grenzen sind dazu da, ausgetestet zu werden. „Das Spannende im Leben liegt hinter den Grenzen“, sagt Janis McDavid. Und deshalb macht er auch scheinbar Unmögliches möglich: Er fährt Auto, er reist um die Welt – in diesem Sommer war er in Kuba unterwegs – er studiert, er absolviert ein Praktikum bei IBM. Sein Optimismus, sein „Geht nicht, gibt’s nicht“ – das war es, was mehr als 200 Besucherinnen und Besucher in der Weimarer Bauhaus-Universität beeindruckte (unser Foto zeigt die Autogrammstunde nach der Lesung). In einer gemeinsamen Veranstaltung von Lebenshilfewerk Weimar/Apolda und dem Paritätischen Thüringen las McDavid aus seinem Buch „Dein bestes Leben“ und erzählte im anschließenden Talk mit der stellvertretenden TLZ-Chefredakteurin Gerlinde Sommer, wie er dieses Leben meistert.
„Man muss Mut entwickeln, um seine Träume zu erfüllen“, sagt er. Und er hat schon in frühen Jahren gelernt, dass er aufhören musste, gegen sich und seine Behinderung anzukämpfen. „Normal sein, das heißt für mich individuell zu sein. Wir wollen doch alle einzigartig sein“, plädiert er dafür, alle Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Es ist ein eindrucksvolles Werben um Vielfalt in der Gesellschaft und unter den Menschen. „Wir wurden doch alle mit unterschiedlichen Herausforderungen geboren“, macht er denen Mut, die mit den unterschiedlichsten Handicaps in ihrem Leben zu tun haben. „Es gibt keine Behinderung, sondern nur Herausforderungen, die es zu meistern gilt.“
Und für Janis McDavid (unser Bild zeigt ihn im Talk mit der stellv. TLZ-Chefredakteurin Gerlinde Sommer) heißt es, dass er gelernt hat, seinen Alltag zu meistern, dass er alle Herausforderungen annimmt, „Am allerliebsten mache ich die Dinge, bei denen alle Leute nur mit dem Kopf schütteln“, sagt er. Und man glaubt ihm aufs Wort, dass er genau das schaffen will, was alle anderen für unmöglich halten. McDavid plädiert an diesem Abend für Vielfalt im Leben und in der Gesellschaft, er weist darauf hin, dass jeder Mensch anders ist, er macht aus seiner Ablehnung der pränatalen Diagnostik keinen Hehl. „Der Mensch sollte nicht Gott spielen“, hat er in einem Vorab-Interview mit der TLZ gesagt. Dazu steht er: „Wenn es früher schon die pränatale Diagnostik gegeben hätte, säße ich wahrscheinlich nicht hier“, fügt er nachdenklich hinzu – und viele im Saal spenden spontanen Szenenapplaus zu seiner eindringlichen Absage an das Ausschöpfen aller Möglichkeiten, die modernste Medizin heute bietet.
Eindrücklich ist an diesem Abend auch sein Nein zum neuen Bundesteilhabegesetz. Es bringt für Menschen mit Behinderungen Nachteile, es beraubt sie in vielen Dingten der gesellschaftlichen Teilhabe und programmiert durch die finanziellen Restriktionen Altersarmut vor. Er unterstützt die Protestaktionen der Sozialverbände gegen das Gesetz.
Die Reihe derjenigen, die am Schluss der Veranstaltung ein Autogramm von ihm in seinem Buch haben wollen, ist lang. McDavid nimmt sich für Gespräche mit denen, die gekommen sind, viel Zeit, macht auch den Menschen im Rollstuhl Mut. „Nach diesem Abend kann ich gut verstehen, dass große Unternehmen ihn als Motivationstrainer buchen“, sagt ein Besucher beim Rausgehen, das Buch mit der Signatur in der Hand haltend.