Ramelow lobt kreative Köpfe - Strahlende Sieger-Gesichter und schon ein neues Projekt
Erfurt, 25. Oktober 2016. Silke König-Feest ist überglücklich. „Wir freuen uns unendlich“, sagt die Schulsozialarbeiterin der Walter Gropius-Berufsschule in Erfurt. Neben ihr stehen Fadiya und Najma, zwei Schwestern, gebürtig aus Syrien, seit einem Jahr in Deutschland. Sie haben soeben den ersten Platz beim diesjährigen Kinder- und Jugendpreis der Paritätischen BuntStiftung und der Sparkassen Finanzgruppe Hessen-Thüringen gewonnen. Als der Siegerfilm „School for you“ zum Abschluss der Gala über die Leinwand flimmerte, schmieden die drei schon an Plänen, was sie mit dem Siegergeld von 5000 Euro machen wollten. „Erst einmal werden wir mit der ganzen Gruppe, die an dem Film beteiligt war, essen gehen. Und dann haben wir bereits ein weiteres Projekt im Auge, für das wir das Geld gut gebrauchen können“, so Silke König-Feest.
Dabei geht es um einen weiteren Videofilm, der Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund das deutsche Berufsschulsystem mit allen seinen Chancen und Möglichkeiten erklären soll. Dass der wieder so witzig und charmant, so pfiffig und ohne erhobenen Zeigefinger wie der Siegerfilm, von Jugendlichen für Jugendliche gemacht werden soll, steht für die drei außer Frage. „Vielleicht bewerben wir uns damit ja dann erneut“, sagt Silke König-Feest mit einem Augenzwinkern.
„Bei den Dreharbeiten haben wir viel gelacht. Es hat unheimlich Spaß gemacht“, erzählen Fadiya und Najma dann. Die beiden jungen Frauen waren die Moderatorinnen des Streifens, in dem dargestellt wurde, was wichtig am Schulalltag einer deutschen Schule ist. „Die Jury war sich schnell darüber einig, dass dieses Projekt den ersten Preis verdient hat“, unterstreicht auch Ministerpräsident Bodo Ramelow in seiner Laudatio. „Als der Ministerpräsident über das alltägliche Leben in fremden Kulturkreisen sprach, mit dem sich jeder erst vertraut machen muss, da habe ich zu Fadiya und Najma gesagt, der meint uns“, erzählt Silke König-Feest über den Moment bei der Preisverleihung, in der ihr klar wurde, dass sie das Siegerprojekt dieses Jahres vertritt. Der Film, der in Gemeinschaftsarbeit zwischen der Berufsschule und der Schulsozialarbeit des Erfurter Vereins MitMenschen e.V. entstanden ist, soll jetzt in Thüringen weiter Schule machen. Das Interesse daran ist jedenfalls sehr groß,, schon jetzt gibt es in der Schule viele Nachfragen. Und die werden sich nach dieser Auszeichnung sicher noch erhöhen, sind sich die Beteiligten sicher.
Strahlend kehrt auch Katja Weber an diesem Tag nach Weimar zurück. Mit ihrem Projekt „Herzbildherz“ hat die Künstlerin einen der beiden zweiten Preise gewonnen. Das von Flüchtlingskindern gemalte Herzbild wandert derzeit als Zeichen der Mitmenschlichkeit durch viele Weimarer Einrichtungen. Thomas Wagner, der Geschäftsführer der Sparkassen Finanzgruppe, wünschte sich in seiner Laudatio, dass das Bild auch demnächst thüringenweit auf Reisen gehen kann. Und vielleicht erfüllt sich ja auch der Wunsch Webers, dass das Herzbild nach hoffentlich noch vielen Stationen dann einen Platz in den Kunstsammlungen von Weimar einnehmen kann.
„Wir können stolz sein auf die vielen kreativen Köpfe, die wir in diesem Land haben“, schlägt der Ministerpräsident in seiner Festrede einen Bogen zu allen 21 nominierten Projekten und zur Paritätischen BuntStiftung, deren Mitarbeitende sich selbst auch schon mal augenzwinkernd als „Buntstifte“ bezeichnen. Bunt soll auch das Thüringen sein, von dem Ramelow spricht, bunt, vielfältig, weltoffen. Die richtige Antwort auf Vorurteile oder aber auf Urteile ohne Realitätsbezug und Faktenkenntnis ist für den Ministerpräsidenten die Kreativität. „Die Welt ist bunt, sie ist vielfältig, sie ist nicht schwarz-weiß“, unterstreicht Ramelow, der auch den vielen Ehrenamtlichen dankt, die sich in der Kinder- und Jugendarbeit in Thüringen engagieren. „Jugendarbeit ist eine Investition in die gesellschaftliche Zukunft des Landes.“ Er wünscht sich für Thüringen „so viel Vielfalt, wie Buntstifte bunt sind.“ Und er bekennt: „Ich freue mich über Kinderlärm.“ Zum Schluss erzählt er noch eine Geschichte, wie einfach Integration sein kann, wenn man schon in der Kita damit anfängt. Ein Mädchen wurde in einer Kita gefragt, wieviel Flüchtlingskinder denn in der Kita seien? Das Mädchen verstand die Frage nicht und antwortete: „Hier sind nur Kinder.“
Die Preisträger des Kinder- und Jugendpreises:
Platz 1: School für you
Platz zwei: Herzbildherz aus Weimar, Herz zeigen von der Imago-Kunst- und Designschule Erfurt
Platz drei: Ferienfreizeit Big Palais in Gotha und Projekt „Welcome“ vom Stadtjugendring Sondershausen.