Reform der Pflegeausbildung droht zu scheitern
Neudietendorf/Berlin, 6. Januar 2017. Die auch vom Paritätischen unterstützte Reform der Pflegeausbildung steht offenbar vor dem Aus. Denn: Union und SPD sind in dieser Frage seit längerem zerstritten – und einen Kompromissvorschlag der Kassen weist die SPD nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen (FAZ) zurück. Große Teile der Union haben Vorbehalte gegen die geplante Reform. Nach den bisherigen Plänen sollten Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege in einem Ausbildungsgang zusammengelegt werden. Rolf Höfert, der Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Thüringen, hatte in der Vergangenheit mehrfach unterstrichen, dass die Reformbemühungen den langjährigen Forderungen nach einer generalistischen Ausbildung in der Pflege entsprechen würden. So könnte auch der Pflegeberuf für junge Menschen attraktiver werden. Mit der Initiative "Pflege braucht Helden" wirbt die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Thüringen schon seit Jahren um pflegerischen Nachwuchs.
Die Kassen hatten zur Entschärfung des Koalitionsstreits vorgeschlagen, das neue System einstweilen modellhaft zu erproben. Doch der SPD reicht das nicht aus. Die Bundesregierung sieht in der Zusammenlegung der Pflegeausbildung eine Chance, dem allgemeinen Fachkräftemangel in der Pflege abzuhelfen.
Diese Haltung unterstützt auch Rolf Höfert. „Mit der neuen Berufsbezeichnung Pflegefachfrau oder Pflegefachmann und einem im Zeugnis ausgewiesenen Vertiefungsansatz Altenpflege, Krankenpflege, Kinderkrankenpflege wird die pflegerische Qualifikation den veränderten Versorgungsstrukturen der Pflegebedarfe im Akut- und Langzeitpflegebereich angepasst“, schrieb er im vergangenen Jahr in einem Beitrag für die Zeitschrift der Techniker-Krankenkasse (TK). Vergleichbar zum grundständigen Studium der Ärzte seien später die Zusatzqualifikationen für spezielle Fachbereiche zu erwerben, so Höfert, der auch Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbandes ist.
Den großen Vorteil der Neuregelung sieht Rolf Höfert darin, dass die Ausbildung in Deutschland endlich auch vergleichbar zu den Mitgliedsländern der EUwerde. Denn dort sei eine generalistische Ausbildung schon längst eine Selbstverständlichkeit. Höfert weist in dem Beitrag darauf hin, dass sich die Anforderungsprofile an die pflegerische Qualifikation in den vergangenen Jahren verändert haben.
Er verweist auf die steigende Zahl chronischer Erkrankungen und die wachsende Zahl demenziell und psychisch erkrankter Menschen in allen pflegerischen Versorgungsstrukturen. „So wird hiermit die Kompetenz zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen in allen pflegerischen Bereichen geschaffen“, fügt er hinzu. Besonders begrüßenswert ist aus seiner Sicht auch die Einführung eines dreijährigen berufsqualifizierenden Pflegestudiums. Ein anderer Punkt: Mit der Reform wird auch das Schulgeld, das immer noch in fünf Bundesländern – darunter auch in Thüringen – zu zahlen ist, abgeschafft.
Die SPD unterstrich in der Debatte, dass sie an der generalistischen Ausbildung festhalte. Die FAZ zitiert den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach so: "Es muss einen sofortigen Übergang in die Generalistik geben." Das sei so im Koalitionsvertrag vereinbart.
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