Die Reform der Pflegeausbildung bleibt weiter fraglich – In Thüringen bis 2030 48 Prozent mehr Fachkräfte benötigt
Neudietendorf/Berlin, 25. Januar. Die angestrebte Reform der Pflegeausbildung bleibt weiter eine Hängepartie. Die Koalition konnte sich nach einem Bericht der FAZ nicht auf eine Reform einigen. Der Grund: Erhebliche Widerstände aus den Reihen der Union. Jetzt soll der Koalitionsausschuss – also die Spitzen der Koalition – das letzte Wort haben. Der Paritätische hat immer auf die Notwendigkeit einer generalistischen Ausbildung in der Pflege hingewiesen.
Die Reform entspricht nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden des Paritätischen, Rolf Höfert, den veränderten Anforderungen in der Pflege. Mit der Reform sollen die bislang getrennten Ausbildungen zu Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengelegt werden. Am Ende der Ausbildung steht dann die Pflegefachkraft, die im Altenheim ebenso arbeiten kann wie im Krankenhaus.
„Mit der neuen Berufsbezeichnung Pflegefachfrau oder Pflegefachmann und einem im Zeugnis ausgewiesenen Vertiefungsansatz Altenpflege, Krankenpflege, Kinderkrankenpflege wird die pflegerische Qualifikation den veränderten Versorgungsstrukturen der Pflegebedarfe im Akut- und Langzeitpflegebereich angepasst“, so Höfert in einem Beitrag für die Mitgliederzeitschrift der Techniker-Krankenkasse. Vergleichbar zum grundständigen Studium der Ärzte seien später die Zusatzqualifikationen für spezielle Fachbereiche zu erwerben, so Höfert, der auch Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbandes ist.
Höfert verweist auf die steigende Zahl chronischer Erkrankungen und die wachsende Zahl demenziell und psychisch erkrankter Menschen in allen pflegerischen Versorgungsstrukturen. „So wird hiermit die Kompetenz zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen in allen pflegerischen Bereichen geschaffen“, fügt er hinzu.
Neben der Reform der Pflegeausbildung fordert der Paritätische auch eine bessere Refinanzierung der Pflege. „Ausbildung und Bezahlung sind die wesentlichen Stellschrauben, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Es geht letztlich um Wertschätzung und Anerkennung. Dazu gehört auch eine bessere Entlohnung. Hierfür brauchen die Einrichtungen und Dienste eine deutlich bessere Refinanzierung durch die öffentliche Hand“, so die Position des Paritätischen.
Die Zahl der Auszubildenden in den Pflegeberufen ist in den vergangenen Jahren auch in Thüringen angestiegen und hat im vergangenen jahr erstmals die „Schallmauer“ von 2000 Auszubildenden durchbrochen. Angesichts der steigenden Zahlen von Pflegebedürftigen reicht das aber mittel- und langfristig nicht aus. In Thüringen wird sich die Anzahl der Pflegebedürftigen den Prognosen zufolge zwischen 2012 und 2030 um etwa 32 Prozent erhöhen, gleichzeitig wächst die Zahl der benötigten Fachkräfte im selben Zeitraum um 48 Prozent an. Daraus errechnet sich ein zusätzlicher Bedarf an Pflegekräften bis 2020 von 3540 Personen, der bis zum Jahr 2030 auf 7944 steigt.
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