Abschied von einer großen PARITÄTERIN – Trauerfeier für Jelka Wetzel
Hermsdorf, 10. Februar 2017. Der Paritätische Thüringen nimmt an diesem Freitag bei einer Trauerfeier in Hermsdorf Abschied von der langjährigen Vorstandsvorsitzenden des Verbandes, Jelka Wetzel. Sie werde mit ihrer Fröhlichkeit, ihrem ungebrochenen Optimismus und ihrer Herzlichkeit den PARITÄTERINNEN und PARITÄTERN in Thüringen immer in Erinnerung bleiben, hatte der Vorstandsvorsitzende Rolf Höfert bereits beim Jahresempfang des Paritätischen unterstreichen und die Verdienste von Jelka Wetzel gewürdigt.
Jelka Wetzel war Gründungsmitglied des Paritätischen nach der Wende, von 1995 bis 2007 Vorstandsvorsitzende und sie leitete danach als Vorsitzende den Stiftungsrat.
Das große Thema Jelka Wetzels war das Vorantreiben einer Gesellschaft, die nicht nur von Inklusion spricht, sondern sie auch lebt. Schon zu DDR-Zeiten hatte sich Jelka Wetzel, die nach einem Unfall 1968 im Rollstuhl saß, für Menschen mit Behinderungen eingesetzt.
Jelka Wetzel war vor ihrem Unfall – sie sprach einmal von diesem Ereignis als einer „persönlichen Zeitenwende“ – Lehrerin für Kunst und Deutsch. Die Zeit danach hat sie einmal so beschrieben: „Nach dem Unfall musste ich dann schmerzhaft erfahren, was es bedeutet, wenn das persönliche Engagement bestimmter Personen in einer Gesellschaft nicht erwünscht ist.“ Ihr Einsatz in einem Kindergarten wurde von staatlicher Seite unterbunden. Daraufhin engagierte sich Jelka Wetzel unter dem Dach der Kirche. Sie kämpfte mit und gegen die schlechten Rahmenbedingungen, die Menschen mit Behinderungen zu DDR-Zeiten vorfanden. Sie ließ sich und ihr Engagement nicht unterkriegen. „Unser Idealismus hat einiges wieder wettgemacht“, sagte sie.
Nach der Wende gründeten sich 1990 auf ihr Betreiben oder unter ihrer Mitarbeit zahlreiche soziale Organisationen in Thüringen, so der VdK-Landesverband, der ASB-Ortsverband Hermsdorf und der Paritätische Wohlfahrtsverband Thüringen.
Engagiert kämpfte sie für ein soziales Thüringen. „Der Paritätische wird nicht hinnehmen, dass Haushalts-Kürzungen auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden“, hielt sie bei der Mitgliederversammlung 2003 den anwesenden Landespolitikern energisch entgegen. Das galt für die Landespolitik, das galt aber auch für die Bundespolitik, als die Hartz IV Gesetze verabschiedet wurden. Sie sprach seinerzeit von einem „sozialpolitischen Paradigmenwechsel“, dem sich der Paritätische entgegenstellen werde. „So funktioniert das nicht, Herr Clement“, hielt sie dem damaligen Bundeswirtschaftsminister entgegen.
Für ihre Verdienste wurde Jelka Wetzel 2005 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler persönlich in der Villa Hammerschmidt in Bonn mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. In der für Jelka Wetzel typischen Bescheidenheit widmete sie diese Ehrung „all jenen, die nach der Wende mit dazu beigetragen haben, in Thüringen eine funktionierende soziale Infrastruktur aufzubauen.“ Und natürlich vergaß sie auch in dieser feierlichen Stunde ihren kritischen Geist nicht: „Jetzt gilt es aufzupassen, dass das Erreichte nicht durch schlecht kalkulierte Sparmanöver gefährdet wird, die zu hohen Folgekosten führen können.“
Und an anderer Stelle hat sie ihr soziales Credo so umschrieben: „Wenn viele in Politik und Verwaltung schauen, wo sie den einen oder anderen Euro sparen können und dabei aus den Augen verlieren, was durch undurchdachte Kürzungen an Folgekosten produziert werden, dann macht mich das richtig wütend.“
„Wir werden weiter im Sinne von Jelka Wetzel für ein soziales, inklusives Thüringen eintreten“, so Höfert bei seinen würdigenden Worten zum Jahresempfang.
Tags: Jelka Wetzel