Wenn Langzeitarbeitslosigkeit krank macht – Cardea 2.0 stellt sich beim Kongress „Armut und Gesundheit in Berlin vor
Neudietendorf/Berlin, 13. März 2017. Stefan S. leidet unter deutlichen Stresssymptomen. Er kann nicht mehr richtig schlafen, seine sozialen Kontakte sind weitgehend abgebrochen, er geht kaum noch aus dem Haus. Auch die innerfamiliären Konflikte häufen sich, die kleinen Hakeleien und Sticheleien mit seiner Lebenspartnerin gehen an die Nerven, ab und zu kracht es auch richtig. Die Ursachen für Stress bei Langzeitarbeitslosen sind vielfältig. Probleme in der Familie, viele Anforderungen von außen, Unzufriedenheit mit sich selbst, kein geregelter und sinnerfüllender Tagesablauf, ein Zuviel an freier Zeit, Stigmatisierung oder auch ein teilweiser Verlust der Kontrolle über das eigene Leben. „Diese Liste könnte endlos fortgeführt werden. Je länger und intensiver die Stressauslöser vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich daraus ein chronischer Stresszustand entwickelt“, sagt Renate Rupp, die Projektleiterin von CARDEA 2.0 beim Paritätischen Thüringen.
Genau hier setzt die Hilfe des Projektes Cardea 2.0 an. Die Integrationsfachkräfte vom Landesarbeitsmarktprogramm (LAP), von TIZIAN (Thüringer Initiative zur Integration und Armutsbekämpfung mit Nachhaltigkeit) und TIZIAN plus (Thüringer Initiative zur Armutsbekämpfung mit Nachhaltigkeit plus), kennen Fälle wie den von Stefan S. Langzeitarbeitslosigkeit macht krank. Krankheit erhöht das Risiko arbeitslos zu werden, Arbeitslosigkeit erhöht das Risiko krank zu bleiben und gesundheitliche Einschränkungen hemmen die Arbeitssuche und die Vermittlung. Die Mitarbeiterinnen von CARDEA 2.0 sind direkte Ansprechpartnerinnen für gesundheitsrelevante Themen der Integrationsbegleiterinnen und Integrationsbegleiter.
Die zentrale Aufgabe von CARDEA 2.0 ist die Stärkung der Integrationsfachkräfte in den einzelnen Projekten vor Ort in ihrer Rolle als „Lotsen“ für ihre Klienten. Darüber hinaus haben die Schaffung einer thüringenweit agierenden Beratungs- und Angebotsstruktur, der Aufbau und die Stärkung von Gesundheitsmodulen und deren Schulung Priorität. Auch die Unterstützung von Projekten zur Bekämpfung der Kinderarmut steht bei CARDEA 2.0 auf dem Programm. Die Projektreferentinnen des Paritätischen Thüringen werden dabei von der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. – AGETHUR unterstützt.
Das CARDEA 2.0-Projekt wird in dieser Woche auch beim Kongress „Armut und Gesundheit“ in Berlin vorgestellt. Die aus einer studentischen Bewegung heraus entstandene Veranstaltung zieht mittlerweile jährlich etwa 2300 Teilnehmende nach Berlin. Der Kongress versteht sich dabei als Informationsplattform für aktuelle Themen aus dem Bereich „Public Health“. Innerhalb des „Learning-Cafés“ präsentierten die Thüringerinnen das Projekt CARDEA2.0 und diskutierten in Kleingruppen mit Interessierten. Die Frage „Wie können Arbeitgeber für die Einstellung von Arbeitslosen mit gesundheitlichen Schwerpunkten sensibilisiert werden?“ stellte dabei einen Schwerpunkt dar.
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