Rainer Wirth: Studienkurs Sozialpsychiatrie hilft bei meiner täglichen Arbeit – Neuer Kurs beginnt am 9. Juni – Jetzt anmelden
Ettischleben/Neudietendorf, 28. April 2017. Ettischleben ist ein kleiner Ort im Ilmkreis, nur wenige Fahrminuten von der Autobahn entfernt. Die wenigen Häuser stehen entlang der Hauptstraße. An deren Ende weitet sich der Blick auf eine Toreinfahrt. „Lebenshof“ steht auf dem Schild. Wenn man den gepflasterten Hof betritt, blickt man auf liebevoll restaurierte Gebäude, rechts ist ein Anbau entstanden, der den Blick auf ein modernes Treppenhaus freigibt, das Haus selbst ist stilecht an die umgebenden Ställe und das Wohnhaus angeglichen. Hier arbeitet Rainer Wirth als Betreuer. Der 50-Jährige hat den Studienkurs Sozialpsychiatrie erfolgreich absolviert, ein gemeinsames Angebot von Paritätischer Akademie und Fachhochschule Erfurt.
Diese dörfliche Idylle, fernab von der Hektik einer Stadt, ist genau die richtige Umgebung für die Tagesstätte „Lebenshof“. Der Lebenshof steht erwachsenen Menschen offen, deren seelische Krise oder psychische Erkrankung eine alltägliche Begleitung erforderlich oder wünschenswert macht. „Wir gehen dabei von der Überzeugung aus, dass eine Stabilisierung und Gesundung ihren Boden in einem gestalteten Gemeinschaftsleben finden kann“, heißt es auf der Internetseite der Einrichtung. Ziel des Aufenthaltes am Lebenshof ist es, individuelle Fähigkeiten neu zu entdecken, Selbständigkeit und Selbstvertrauen zu fördern sowie den Willen zu einer eigenständigen Lebensführung zu stärken. Bei der gemeinsamen Suche nach dem geeigneten Platz für jeden Einzelnen steht die Individualität des Menschen, die sich in Leib, Seele und Geist äußert, im Mittelpunkt. Der Aufenthalt sollte eine Übergangssituation sein, jedoch ein Jahr nicht unterschreiten. Die Bewohner des Hofes können zwischen zwei kombinierbaren Angeboten wählen: Einer Tagesstätte und dem Betreuten Wohnen. Im Betreuten Wohnen gibt es bis zu zwölf Plätz, in der Tagesstätte können bis zu 15 Personen betreut werden.
Rainer Wirth ist im Team des Lebenshofes (unser Bild) für den Bereich Landwirtschaft zuständig. „Soziale Landwirtschaft wollte ich schon immer machen“, erzählt er, während er den großen Garten zeigt. Hier werden Obst und Gemüse angebaut. Der tägliche Bedarf an frischen Lebensmitteln kann aus dem Eigenanbau in der Regel gedeckt werden. Die werden dann in der hofeigenen Küche täglich frisch verarbeitet. In der Arbeit mit den Tieren und bei der Gartenarbeit lernen die Gäste des Hofes wieder Vertrauen zu anderen Lebewesen aufzubauen, sie lernen aber auch, Verantwortung zu übernehmen und sie werden dabei unterstützt, wieder in einen strukturierten Tagesablauf zurückzufinden, aktiv zu bleiben. „Die Tiere geben mit ihren Bedürfnissen eine klare Struktur vor, an die muss man sich halten“, so Wirth.
Rainer Wirth war, bevor er zum Lebenshof wechselte, selbst einmal Landwirt mit einem eigenen Betrieb. Einen sozialen Beruf hatte er nicht erlernt. „Als Landwirt wollte ich schon immer etwas mit sozialer Arbeit machen“, erzählt er und erinnert sich an einen Studienaufenthalt in Schottland, bei dem er bereits die soziale Komponente von Landwirtschaft erfahren konnte. Durch den Studienkurs, den er im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen hat, hat er sich auf sozialem Gebiet weiter gebildet und qualifiziert. „Die Erfahrungen und das Wissen aus dem Kurs helfen mir bei meiner täglichen Arbeit, ohne dass ich das konkret benennen könnte“, sagt er. Sein Blickwinkel auf die Arbeit mit den Bewohnern des Hofes habe sich jedenfalls durch das Studium geändert. Vorher habe er vieles aus dem Bauch heraus entschieden, jetzt seien diese Entscheidungen durch fachliches Wissen untermauert. „Das Studium hat mir Spaß gemacht“, sagt er, während sein Blick über den Garten schweift. „Es ist allerdings anstrengend, das neben dem Beruf zu bewältigen. Aber das weiß jeder, der ein solches Studium aufnimmt“, sagt er. Jeder müsse dann einen Mittelweg finden, um seine Zeitressourcen zwischen Beruf, Familie und Studium gut aufzuteilen. „Das ist zwar eine Herausforderung, ist aber machbar.“
Dass es in der Tat machbar ist, dafür ist Rainer Wirth ein gutes Beispiel. In der Zwischenzeit hat er aus dem Stall eine der Ziegen geholt. Linda heißt sie und sie meckert laut vor sich hin. „Sie ist es nicht gewohnt, alleine geholt zu werden. Die Tiere sind sonst immer in der Gruppe draußen“, sagt er. Im Stall selbst leben auch noch Rinder, ein wenige Tage altes Kälbchen schmiegt sich ganz eng an den Leib der Mutter. Jedes zweite Jahr werden auch Schweine aufgezogen. Und Linda ist froh, dass sie nach dem Fototermin im Garten wieder zu ihren Artgenossen zurück darf.
Ländliche Idylle im Ilmkreis – sie ist wichtig für die Bewohner des Hofes. In diesem Sommer feiert der Hof sein 20-jähriges Bestehen. Die Festwoche wird vom 20. bis zum 26. August mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Nach der Wende waren die Häuser und Stallungen zunächst verfallen, bis der Lebenshof den Hof zu neuem Leben erweckte. Ein ruhiges und überschaubares Leben führen die Bewohner hier, es gibt keine Durchgangsstraße, nur das Brummen der nahen Autobahn ist ab und an schon einmal zu hören. Die Bewohner sind zwischen ein und drei Jahren auf dem Lebenshof. Sie entscheiden sich bewusst für die Einrichtung. Sie tanken hier auf, werden aufgebaut und neu orientiert für ein Leben außerhalb der Gemeinschaft des Hofes. Der Aufenthalt hier ist eine Übergangssituation.
Rainer Wirth macht die Arbeit auf dem Hof und mit den Menschen sehr viel Freude. Auch er hat aufgetankt – durch sein erfolgreich abgeschlossenes Studium. Und zurückblickend ist er dankbar, dass er diese Fort- und Weiterbildung absolviert hat.
Zur Sache:
Der Studienkurs Sozialpsychiatrie ist ein gemeinsames Angebot der Paritätischen Akademie und der Fachhochschule Erfurt. Der Studienkurs vermittelt praxisnahe und am Arbeitsalltag orientierte Themen, die mit theoretischen Hintergrundinformationen angereichert werden. Das Ganze geschieht in einem Mix aus Präsenz- und Selbstlernphasen sowie einem Praktikum bzw. Praxisprojekt. Die Weiterbildung schließt mit einem qualifizierten Zertifikat der Fachhochschule Erfurt und der Paritätischen Akademie ab. Der neue Kurs beginnt am 9. Juni 2017, Anmeldeschluss ist der 15. Mai 2017.
Weitere Informationen bei der Fachhochschule Erfurt: www.fh-erfurt.de/weiterbildung
oder der Paritätischen Akademie: www.paritaetische-akademie-thueringen.de
. Ansprechpartnerin hier: Kathrin Salberg, E-Mail:
Information und Anmeldung:
https://www.parisat.de/akademie/studienkurse/
Tags: PBW, Studienkurs Sozialpsychiatrie, Rainer Wirth, Kathrin Salberg