„Dorfpapst“ sagt klares Nein zu neuer Gebietsreform – „Dörfer müssen Heft des Handelns in die eigene Hand nehmen“
Neudietendorf, 18. September 2017. Ein vehementer Verfechter der Eigenständigkeit von dörflichen Strukturen ist Professor Gerhard Henkel. „Die Dörfer müssen das Heft des Handelns in die eigene Hand nehmen“, sagt der Wissenschaftler, der auch als „Dorfpapst“ bezeichnet wird. Gebietsreformen und den Trend zu größeren Einheiten betrachtet er äußerst skeptisch. Eindringlich warnt er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk sogar vor der zweiten Welle der Gebietsreform, die in Thüringen in Angriff genommen werden soll. „Die Menschen auf dem Land sehen dort, dass der Staat sich für ihre Belange nicht interessiert“, sagt Henkel in dem Interview. Am morgigen Dienstag ist Henkel zui Gast beim Krügerverein und hält unter dem Motto „Rettet das Dorf“ ein leidenschaftliches Plädoyer für eigenständige kommunale Strukturen auf dem Land.
Er bezieht sich dabei auch auf mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die die Konsequenzen kommunaler Gebietsreformen aufarbeiten. Diese Expertisen zeigen, dass Orte, die als Kommune selbstständig geblieben sind, sich deutlich besser entwickelt haben als gleich große Orte, die im Zuge von Gebietsreformen eingemeindet wurden. Das betrifft sowohl die Einwohnerentwicklung wie auch die örtliche Infrastruktur oder die Entwicklung bei den Immobilienwerten. „Kleine Gemeinden haben die Power der Menschen, die da sind, die mitmachen, die dafür sorgen, dass hausgehalten wird und die vieles selber machen.“ So versteht er auch sein Plädoyer für den Erhalt der ländlichen Strukturen.
Sein leidenschaftliches Eintreten für intakte dörfliche Strukturen hat auch den Hintergrund, dass die Agonie der Dörfer in manchen Regionen weit fortgeschritten ist. Dörfer und Landgemeinden sind nach seiner Meinung wesentlicher Bestandteil der deutschen Kultur und Gesellschaft, haben eine Zukunft und auch einen Anspruch auf ordnungspolitische und staatliche Unterstützung. Aber bei der Rettung der Dörfer sind auch die Einwohner gefordert. Denn en Dorf kann in seinen Strukturen nur lebendig erhalten werden, wenn die Betroffenen vor Ort das wirklich wollen. Für die Zukunft der Gesamtgesellschaft sind die Dörfer seiner Einschätzung nach ebenso wichtig wie die großen Städte.
Die Lesung und Diskussion mit Professor Gerhard Henkel veranstaltet der Krügerverein gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung. Beginn: Dienstag, 198. September, 19 Uhr in der Krügervilla in Neudietendorf, Bergstr. 9.
Tags: Krügerverein