Paritätischer lehnt Branchentarifverträge für die Pflege ab – Pochen auf Tarifautonomie – 8000 zusätzliche Pflegekräfte bis 2030 nötig
Neudietendorf, 5. Januar 2018. In Thüringen werden bis 2030 etwa 8000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. 108.000 Menschen werden dann im Freistaat auf Pflege angewiesen sein. Um den Bedarf an Pflegekräften, so wie er sich aus diesen Berechnungen des Thüringer Sozialministeriums ergibt, zu decken, sind weitere Anstrengungen aller Beteiligten nötig. „Wir brauchen kluge und gute Modelle, die partizipativ und gemeinsam entwickelt werden müssen“, so der Landesgeschäftsführer des Paritätischen, Stefan Werner.
Ein Baustein in diesem Konzept sind gute Löhne. „Die Wohlfahrtsverbände haben ein maximales Interesse daran, die in der Pflegebranche tätigen, hart arbeitenden Menschen gut zu entlohnen“, so Werner. Die Löhne in der Pflege sind in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. „Wir dürfen in diesen Anstrengungen nicht nachlassen und hier nicht an Boden verlieren“, so der Landesgeschäftsführer des Paritätischen.
Allerdings pocht er auf die Tarifautonomie und lehnt die von der Politik – auch von der Landesregierung – immer wieder ins Spiel gebrachten Branchentarifverträge kategorisch ab. „Es ist nicht der richtige Weg, wenn die Politik meint, in das Lohngefüge der Sozialwirtschaft eingreifen zu müssen, um für einzelne Gruppen per Verordnung ein besseres Entgelt festzuschreiben“, so Werner. Die Sozialwirtschaft habe mittlerweile selbst ein Tarifgefüge entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse der Branche festgeschrieben sei. Er verweist dabei auf den Paritätischen Arbeitgeberverband PATT, der mittlerweile in drei Bundesländern – neben Thüringen auch in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern – aktiv sei und ein auf die Spezifika der Sozialwirtschaft zugeschnittenes eigenes Tarifwerk seinen Mitgliedern anbiete.
Werner weist auf die Besonderheiten der Sozialwirtschaft hin, die er insgesamt als eine Branche sieht. Viele Unternehmen seien in unterschiedlichen Bereichen tätig – beispielsweise in der Pflege, der Jugendsozialarbeit und im Kita-Bereich - und verfügten über ein austariertes Lohngefüge. „Eingriffe von außen, beispielsweise durch Branchentarifverträge, würden dieses Gefüge durchlöchern“, so Werner.
Ein weiterer wichtiger Punkt für Werner ist auch die Sicherung einer guten Pflegequalität in den ländlichen Räumen Thüringens. Hier seien neue Modelle erforderlich, um angesichts der demografischen Entwicklung im Freistaat die Betroffenen dort weiterhin gut zu versorgen. Hier sieht er ein weiteres Thema für den Thüringer Pflegepakt, der sich in der Vergangenheit bewährt habe, um das Thema Pflege in Thüringen voranzutreiben.
Tags: Pflege, Altenpflege, Branchentarifvertrag