Holocaust-Gedenktag: Wir werden nie vergessen – Klare Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit und Rechtspopulismus - Religionsfreiheit nicht antasten – Aufruf zur Beteiligung an „We remember“-Kampagne
Erfurt, 24. Januar 2018. Das Wachhalten der Erinnerung an die Schrecken der Nazi-Herrschaft ist in diesen Tagen wichtiger denn je. Darauf hat das Bündnis „Mitmenschlich in Thüringen“, in dem auch der Paritätische mitarbeitet, angesichts eines wachsenden Rechtspopulismus und zunehmender antisemitischer Übergriffe hingewiesen. „Wir wollen und werden uns nie an Menschenfeindlichkeit und Rechtspopulismus gewöhnen“, sagte der Sprecher des Bündnisses, Sandro Witt, im Vorfeld des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar.
Nachdrücklich setzt sich das Bündnis vor dem Hintergrund der Proteste gegen den geplanten Moscheebau in Erfurt für die Bewahrung der Religionsfreiheit in Deutschland ein. „Es ist geradezu perfide, wenn die AfD ausgerechnet rund um den Holocaustgedenktag gegen den Moscheebau demonstrieren will“, so Witt. Er erinnerte daran, dass die Nazis den jüdischen Mitbürgern erst mit der Reichspogromnacht 1938 die Religionsfreiheit genommen und dann deren systematische Vernichtung betrieben hätten.
Der 27. Januar ist ein Tag der Erinnerung und der Mahnung. Denn Antisemitismus, Rassismus, Fremdenhass und Nationalismus finde heute wieder wachsenden Zuspruch. „Dieser Entwicklung müssen wir uns gerade vor dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit energisch entgegenstemmen“, so Sandro Witt. Deutschland und Thüringen müssten weltoffen und tolerant bleiben. Jede Form der Abschottung lehnt das Bündnis ab. Der Gefahren, die der Demokratie durch Gewalt, Hetze und Ausgrenzung drohten, müsse man sich bewusst sein und sich offensiv mit ihnen auseinandersetzen.
Eine klare Absage erteilte das Bündnis auch allen Versuchen von Rechtspopulisten, die deutsche Geschichte umzuschreiben. Eine Relativierung der historischen Erinnerung darf es nicht geben“, unterstrich Witt. Ein notwendiges und eindrucksvolles Zeichen dieser Erinnerung sei auch das Holocaust-Mahnmal in Berlin. „Das ist kein Denkmal der Schande. Eine Schande ist es aber, so darüber zu reden“, sagte Witt.
Das Bündnis wirbt eindringlich für Respekt und Akzeptanz gegenüber Menschen aller Religionen. „Es ist unerträglich, dass sogar Mitarbeitende der Stadtverwaltung Erfurt, die an der Entscheidung über den Bauantrag beteiligt waren, öffentlich angegriffen und beleidigt werden“, so Witt. Die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit müsse entschieden gegen alle islamophoben Argumentationen verteidigt werden. Es sei selbstverständlich, dass jede Religionsgemeinschaft das Recht auf einen eigenen Raum zum Gebet habe.
Deutliche Fortschritte mahnt das Bündnis auch bei der Integration der Geflüchteten in Deutschland an. „Es ist bedauerlich und beschämend, dass die öffentliche Diskussion nur von der Frage einer Obergrenze für Flüchtlinge dominiert wird statt über die Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Integration zu reden“, so Witt. Es sei notwendig, hier mehr Geld in die Hand zu nehmen. Ein humanitäres Gebot ist es für das Bündnis auch, die Möglichkeiten des Familiennachzuges nicht zu begrenzen. Der Schutz der Familieneinheit sei ein Menschenrecht, das es zu achten gelte. Die Begrenzung des Rechtes auf Familiennachzug für subsidiär Geschützte auf wenige tausend Fälle im Jahr stelle eine erhebliche Belastung der Betroffenen dar und behindere ihre Integration.
Das Bündnis fordert alle Thüringerinnen und Thüringer dazu auf, sich anlässlich des Holocaust-Gedenktages an der „We remember“-Kampagne des World Jewish Congress zu beteiligen. Dabei geht es um Folgendes: Jeder soll ein Foto von sich mit einem Schild/Papier, auf dem „We remember“ steht auf Facebook und anderen Social-Media-Kanälen hochladen, um so ein weltweites starkes Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Wichtig ist es, beim Hochladen den Hashtag #WeRemember zu benutzen. Das Foto kann man auch alternativ schicken an:
Vom 24. bis zum 27. Januar werden diese Fotos dann in einem Live-Stream auf einer Leinwand in Auschwitz-Birkenau laufen. Damit soll an die Millionen Ermordeter erinnert werden und zugleich ein wichtiges Signal gesetzt werden: Wir werden nie vergessen.