Jahresempfang: Stefan Werner plädiert für mehr Raum für Modelle und Experimente – Kritik an bisherigen Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen in Berlin
Neudietendorf,31. Januar 2018. Mehr Raum für Modelle und Experimente – das erwartet der Landesgeschäftsführer des Paritätischen, Stefan Werner, von der Politik. Eine „experimentelle Grundhaltung“ sei in einer Zeit erforderlich, in der sich Dinge schnell wandelten, sagte Werner beim Jahresempfang des Paritätischen in Neudietendorf. Ebenso wie Thüringens Sozialministerin Heike Werner (Linkspartei) kritisierte Werner die bis jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse der Koalitionsgespräche von Union und SPD in Berlin. „Mehr von demselben“ sei nicht gefragt, „Neukochen ist angesagt“, so Stefan Werner. Sozialministerin Heike Werner äußerte die Sorge, dass anstehende akute Probleme weiter ungelöst blieben. Der Jahresempfang stand im Zeichen des 10-jährigen Jubiläums der Paritätischen BuntStiftung. Mehr als 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und den Paritätischen Mitgliedsorganisationen waren nach Neudietendorf gekommen.
„Wir stiften an“ – der Slogan der BuntStiftung ist heute ebenso gültig wie vor einem Jahrzehnt, unterstrich Stefan Werner. Die BuntStiftung sei dazu da, Dinge anzustoßen, Dinge zu entwickeln, die „Sinn machen“. Die Dynamik der Veränderungen sei groß, so Stefan Werner. Als Beispiele nannte er neue Finanzierungsmöglichkeiten, Diskussionen über die Gemeinnützigkeit, die anstehenden Regelungen des Bundesteilhabegesetzes und die Entwicklung einer Unternehmensstrategie zur Digitalisierung.
Die notwendigen und Veränderungen finden beim Paritätischen auf einem festen Wertefundament statt. „Unser Wertekanon ist unveräußerlich“, so Werner im Hinblick auf populistische Strömungen am rechten Rand der Gesellschaft.
Sozialministerin Heike Werner (Bild) unterstrich die gute Zusammenarbeit mit dem Paritätischen. „Bei den Zielen sind wir uns meist einig, über die Wege dorthin diskutieren wir“ sagte sie. „Lassen Sie uns auch weiterhin die Wege gemeinsam gehen“, so ihr Wunsch in Richtung Verband. Sie hob ebenfalls das ehrenamtliche Engagement hervor, das besonders von der BuntStiftung in Thüringengefördert werde. „Ehrenamtlich Tätige bauen Brücken in die Gesellschaft.“ Als wichtigste landespolitische Aufgabe nannte sie den Erhalt und den Ausbau der sozialen Infrastruktur im Freistaat. „Dabei müssen wir auch den Mut zu neuen Lösungen haben“, sagte sie.
Als wichtige Aufgaben im Jahr 2018, die durch die Verabschiedung des Landeshaushalts jetzt in Angriff genommen werden könnten, nannte sie den Ausbau der gesundheitlichen Präventionsangebote an den Schulen und am Arbeitsplatz, die Ausgestaltung des neuen Landesprogramms für das solidarische Zusammenleben der Generationen, weitere Maßnahmen, um Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe zu ermöglichen, die Schaffung hauptamtlicher Behindertenbeauftragter in den Kreisen und Kommunen, eine ausgebaute Drogenprävention, die Unterstützung und den Ausbau von Betreuungsvereinen und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Das Land habe sich vorgenommen, entstehende soziale Lücken, die durch die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen in Berlin entstehen, zu schließen, so Werner. Ausdrücklich nannte sie folgende Problemfelder, in denen ihr bei den Koalitionsverhandlungen nach aktuellem Stand der Dinge zu wenig vereinbart worden sei: Kinder- und Altersarmut, Zweiklassen-Medizin, Einführung einer Kindergrundsicherung, Familienzusammenführung von Flüchtlingen, Abschaffung von Sanktionen bei Hartz IV-Empfängern. „Hier sind die erhofften Antworten ausgeblieben“, sagte sie.
Bereits in seiner Begrüßungsrede hatte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Paritätischen, Christian Stadali, die bisherigen Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen „mager bis enttäuschend“ genannt. Die Präsidentin der Paritätischen BuntStiftung, Evemarie Schnepel, unterstrich die Funktion der BuntStiftung als „Motor und Antreiber“. In einer Talkrunde wurde gemeinsam mit dem früheren Landesgeschäftsführer Reinhard Müller, Stefan Werner, der Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Jena, Heidi Scheller, und dem früheren FSJ’ler Robin Ludwig einige Aktivitäten der BuntStiftung in den Fokus gerückt. Ulf Annel und Björn Sauer (Bild) sorgten für die künstlerische Umrahmung mit Musik, Gesang und Kabarett.
Am Ende des Empfangs war klar: Auch in Zukunft werden der BuntStiftung die Themen nicht ausgehen. Die Mitarbeitenden haben immer die „Nase im Wind“, so Evemarie Schnepel. Als eines der wichtigsten Themenfelder der nächsten Zeit nannte sie die Personalentwicklung, ein Thema, das mit dem Projekt „Personalentwicklung mit Wirkung“ in Angriff genommen werde.
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