Kinderarmut in Thüringen verfestigt sich – Jedes siebte Kind lebt von Hartz IV – Paritätischer fordert Kindergrundsicherung
Neudietendorf/Erfurt. Die Kinderarmut in Thüringen verfestigt sich. Nach neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ist in Thüringen fast jedes siebte Kind unter 18 Jahren auf Hartz IV angewiesen. Bei Kindern unter drei Jahren lebt demnach sogar knapp jedes Sechste in einer Familie, die Grundsicherung bezieht. Der Paritätische sieht durch diese Zahlen seine schon seit langem vorgetragene Forderung nach Einführung einer Kindergrundsicherung bestätigt. Kinderarmut dürfe in Deutschland nicht zu einem Dauerzustand werden, hatte Landesgeschäftsführer Stefan Werner eindringlich gewarnt.
In Thüringen gibt es nach wie vor große regionale Unterschiede bei der Kinderarmut. Im Eichsfeld oder im Wartburgkreis sind acht Prozent der Minderjährigen auf Hartz IV angewiesen, in Gera dagegen 25,9 Prozent, in Erfurt 22 Prozent und in Eisenach 21,3 Prozent. Das besagen die neuesten Zahlen der Bundesagentur. Diese Zahlen dokumentieren auch ein deutliches Stadt-Land-Gefälle in Thüringen und zeigen, dass die sozialen Probleme in den größeren Städten des Freistaates wachsen.
Eine Kindergrundsicherung muss die tatsächlichen Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen. Kinder- und Jugendhilfe dürfe nicht länger beim Jobcenter angebunden sein. „Denn Kinder sind keine kleinen Arbeitslosen“, betont Stefan Werner immer wieder.
Kinderarmut bedeutet für die Betroffenen vor allem eine Abkopplung vom sozialen Leben. Konkrete Auswirkungen: Beengtes Wohnen, wenig Geld für gesundes Essen, Bildung, Hobbies oder Urlaub und nur geringe Chancen auf gesellschaftlichen Aufstieg. Arme Kinder sind von vielen sozialen und kulturellen Aktivitäten ausgeschlossen. Das haben auch die Ergebnisse des Paritätischen Projektes Cardea 2.0 gezeigt, das sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit auf die Betroffenen und deren Familien beschäftigt.
Das umfassende Maßnahmenpaket, das der Paritätische von der Bundesregierung fordert, soll nicht nur die Kinder, sondern die ganze Familie in den Blick nehmen. „Wir werden die Kinder auch mit noch so vielen Bildungsprogrammen niemals aus der Armut herausbekommen, wenn wir nicht die finanzielle Situation für die ganze Familie verbessern. Es gibt keine armen Kinder ohne arme Familien“, so der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider.
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