Kita-Gebühren: Thüringer Eltern zahlen besonders viel an Zusatzgebühren – Paritätischer fordert Beitragsfreiheit für Kinder aus armen Familien
Neudietendorf/Berlin, 30. Mai 2018. Thüringer Eltern zahlen besonders viel an Kita-Zusatzgebühren. Bundesweit geben sie proportional dafür sogar am meisten aus. Das zeigt eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung. Im Schnitt zahlen die Eltern in Thüringen danach 59 Euro im Monat an Zusatzgebühren, beispielsweise für Mittagessen, Bastelmaterial oder Hygieneartikel. Im Bundesdurchschnitt sind es 45 Euro.
Der Paritätische Gesamtverband sieht die Studie als weiteren Beleg für die extreme Ungerechtigkeit der aktuellen Familienpolitik zu Lasten einkommensschwacher Familien. Denn die Studie zeigt, dass einkommensarme Familien bei Kita-Beiträgen überproportional stark belastet werden.
Der Verband fordert die bundesweite Beitragsfreiheit für alle einkommensschwachen Familien, insbesondere solche, die unterhalb der Armutsgrenze lebten. Darüber hinaus müsse die Bundesregierung bei der Kindertagesbetreuung eine klare Priorität auf Qualitätsverbesserungen und Ausbau der Platzangebote legen, von der letztlich alle Kinder profitierten.
Der Verband kritisiert, dass das Thema Kinderarmut im Koalitionsvertrag nicht entschlossen genug angegangen wird. Die von der Großen Koalition angekündigten Verbesserungen beispielsweise bei Kinderzuschlag und Kindergeld würden weder die Armut von Familien wirksam bekämpfen, noch die Kluft zwischen armen und reichen Familien spürbar verringern. Zu befürchten sei, dass insbesondere die angekündigte Einführung der Kita-Gebührenfreiheit für alle letztlich zu Lasten der Qualität der Kindertagesbetreuung und anderer drängender Aufgaben gehe.
"Es ist familien- und armutspolitisch nicht vermittelbar, dass nach wie vor Kinder von Spitzenverdienern vom Staat insgesamt deutlich höher gefördert werden als Kinder von Normalverdienern und insbesondere die ärmsten Familien bei vielen Maßnahmen sogar ganz leer ausgehen“, kritisiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. „Wir brauchen keine Familienpolitik mit der Gießkanne, sondern passgenaue Unterstützung und wirksame Hilfen für diejenigen, die darauf angewiesen sind.“
Der Paritätische fordert grundsätzliche Beitragsfreiheit in Kitas für alle einkommensschwachen Familien unterhalb der Armutsgrenze, insbesondere Hartz-IV- und Wohngeld-Bezieher. Darüber hinaus sei eine Reform der Kita-Finanzierung notwendig, um regionale Ungleichheiten zu beenden und in allen Regionen die Realisierung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind und eine gute Qualität der Angebote sicherzustellen. Schließlich müsste der gesamte Familienlastenausgleich „vom Kopf auf die Füße“ gestellt werden, um die bestehenden Ungleichbehandlungen bei den familienpolitischen Transferleistungen abzuschaffen.
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