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Filmvorstellung „Who cares? Wen kümmert’s, dass wir uns kümmern?

Am 18.10.2023 fand die Filmvorstellung „Who cares? Wen kümmert’s, dass wir uns kümmern?“ in der alten Universität Erfurt statt. Der Film porträtiert Pfleger*innen, Hebammen und Ärzt*innen in ihren täglichen Bemühungen, Menschen von ihrer Geburt bis zum Tod so zu betreuen, dass Menschlichkeit, Nähe und Wärme trotz systembedingter enger finanzieller Spielräume und zeitlicher Taktung, nicht gänzlich untergehen.

Im Anschluss der Filmvorstellung folgte eine anregende Podiumsdiskussion mit Fachexpert*innen aus dem Gesundheits- und Pflegesystem, in welcher die aktuellen Herausforderungen der Branche thematisiert wurden. Der Diskurs beinhaltete unter anderem den anhaltenden Fachkräftemangel sowie die Problematik der Fachkräftegewinnung, den hohen Zeitdruck von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen und die seit Jahren anhaltenden Reformbemühungen, welche einen Flickenteppich aus umzusetzenden Regelungen hervorbrachten, deren Umsetzung die ohnehin schon knappen Ressourcen und finanziellen Mittel zusätzlich binden. Im Kontext des Fachkräftemangels wurde im Verlauf der Diskussion deutlich, dass der Kampf um potenzielle Pflegekräfte bereits Alltag geworden ist und gehäuft Bewerber*innen ausbleiben. Zudem hätten viele junge Menschen falsche Vorstellungen vom Pflegeberuf oder gar keinen Bezug zur Thematik Care-Arbeit. Die Diskutanten waren sich einig, dass der Film insbesondere im Rahmen der Berufsorientierung junger Menschen einen wertvollen Beitrag leisten kann, den sinnstiftenden Aspekt, die hohe fachliche Expertise sowie die Vielfalt des Pflegeberufes zu verdeutlichen, um damit das zum Teil noch vorhandene Vorurteil zu revidieren, dass der Pflegeberuf vorwiegend aus Hilfstätigkeiten bestehen würde und von prekären Rahmenbedingungen geprägt sei. Darüber hinaus wurde in der Diskussion konkretisiert, dass eine attraktive Vergütung allein nicht ausreicht, um Personal nachhaltig zu gewinnen. Die Löhne von Pflegefach- und Hilfskräften sind durch die Umsetzung des Tariftreue-Gesetzes im Herbst des vergangenen Jahres bereits signifikant gestiegen, gleichzeitig wurde eine Lohnuntergrenze gesetzt. Hierbei gilt es aus Sicht der Praxis jedoch zu bedenken, dass damit verbunden auch die Eigenanteile der Pflegebedürftige für einen Pflegeheimplatz bzw. für die Inanspruchnahme von Pflegesachleistungen in der ambulanten Versorgung massiv steigen und die Gefahr steigt, dass Pflegebedürftige in die Sozialhilfe rutschen. Vor diesem Hintergrund wurde die Paritätische Forderung einer solidarischen Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten übernimmt im Rahmen der Diskussion eingebracht, unabhängig davon, ob es sich um Pflege im eigenen zu Hause oder in einem Heim handelt. In Bezug auf die enge zeitliche Taktung im Praxisalltag von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen trägt einerseits die anhaltende Personalnot zur Erhöhung der Arbeitsverdichtung bei, andererseits wirkt sich in diesem Zusammenhang auch der bereits benannte Flickenteppich an Regelungen negativ aus, die aus den halbgaren Reformen der vergangenen Jahre hervorgegangen sind. Die hieraus entstandene überbordende Bürokratie treibt nicht nur Mitarbeitende in der unmittelbaren pflegerischen Versorgung an ihre Belastungsgrenze, sondern auch in der Verwaltung und in Führungspositionen Tätige, die sich zunehmend von der Regelungswut überfordert fühlen. Insofern sind pragmatische Lösungen gefragt, um die ohnehin schon knappen Zeit- und Personalressourcen nicht unnötig zu binden. Schlussendlich sollte es sich im Kontext der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen nicht um eine Fließbandarbeit handeln, welche sich an quantitativen Maßstäben misst. Am Ende steht der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse im Vordergrund. Der Film verdeutlicht dahingehend im Besonderen die enorme Bedeutung von empathischer Zugewandtheit im pflegerischen Alltag, eine Eigenschaft, die sich in kein Zeitkorsett zwängen lässt.

Illustration: Christian Kirchner

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