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In Europa und in Deutschland: Die Evaluation von JUGEND IN AKTION

Die Ergebnisse dürften alle Erwartungen übertreffen. Liest man die letzte Evaluation des laufenden Programms JUGEND IN AKTION (JIA), steht unterm Strich eine Erfolgsbilanz, die auch die Wirkung auf zukünftige Bildungs- oder Berufswege der Teilnehmer mit einschließt.

Seit 2008 wird das Programm JUGEND IN AKTION im Rahmen des Projektes „RAY“ (Research-based analysis and monitoring of the YiA Programme) kontinuierlich auf seine Wirkungen hin untersucht. Unter der Federführung der Universität Innsbruck wurden dafür allein zwischen Oktober 2009 und Mai 2013 mehr als 30.000 Teilnehmer sowie Projektleiter in 16 Partnerländern per Fragebogen befragt. In 10 der Länder wurden zusätzlich qualitative Studien durchgeführt; in Deutschland unter dem Titel „Unter der Lupe“ durch IKAB e.V. Bonn, der Forschungsgruppe Jugend und Europa am CAP in München und JUGEND für Europa.

Ein paar Zahlen

  • 66,4% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms fühlen sich nach der Teilnahme „mehr als Europäer“;
  • 80,1 % „haben mehr Achtung vor europäischer Multikulturalität“;
  • 51,7% interessieren sich mehr für europäische Themen;
  • Jeweils mehr als ein Drittel engagiert sich nach einer Teilnahme mehr im sozialen und politischen Leben (34,5%), gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (33,8%) oder für benachteiligte Menschen (38,7%).

„Die Teilnahme an JIA-Projekten trägt zur Entwicklung der vier ständigen Prioritäten des Programms bei, vor allem zur Entwicklung von Bürgerschaftskompetenzen in einem weiten Sinn und insbesondere zur Entwicklung von interpersonellen, sozialen, interkulturellen und Fremdsprachen-Kompetenzen, sowohl bei Teilnehmerinnen und Teilnehmern als auch bei Projektverantwortlichen“, heißt es im diesjährigen Bericht der Universität Innsbruck.

„Dies schließt die Entwicklung von entsprechenden Fertigkeiten und Wissen, aber auch von Einstellungen und Werten ein.“ Auch andere Maßgaben des Programms wurden zufriedenstellend erfüllt, beispielsweise die Einbeziehung benachteiligter Jugendlicher. Ihr Anteil liegt bei 40%.

Lebenslanges Lernen im Blick

Über diese, vom Programm ausdrücklich intendierten Wirkungen hinaus konnten die Forscherinnen und Forscher feststellen, dass die Teilnahme am Programm weitere Schlüsselkompetenzen fördert. Schon in den vorangegangenen Studien wurde die Wirkung einer Teilnahme auf den weiteren Bildungs- oder Berufsweg untersucht. Dieses Mal werden diese Ergebnisse - mit einem Seitenblick auf das kommende Programm Erasmus+ - besonders hervorgehoben, wenn erklärt wird, dass „auf einer gesellschaftlichen Ebene von Jugendarbeit erwartet wird, dass sie zu höheren Bildungsabschlüssen und der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen beiträgt“. So fühlen sich die Teilnehmenden nach einem JIA-Projekt

  • „besser auf ein Studium, eine Arbeit oder ein Leben in einem anderen Land vorbereitet“ (74,5% der Jugendlichen, 84,% der Projektverantwortlichen),
  • haben „eine klarere Vorstellung vom weiteren Bildungsweg“ (63,8% / 77,3%),
  • „eine klarere Vorstellung vom weiteren Berufszielen“ (66,4%/72,7%),
  • sind „bereiter für weitere Bildung oder Ausbildung“ (81,8%/88,5%)
  • der Auffassung, dass eine Teilnahme die Jobchancen verbessert habe (69%/68,2%).

Formales Lernen in der Jugendarbeit?

Ging es – und geht es bei „Unter der Lupe“ nach wie vor – vor allem um die Effekte informeller und nicht formaler Bildung als Kernmerkmal von Jugendarbeit, so soll nun „eine Kombination von informellen, nicht formalen und eher formalen Lernmethoden und Settings“ den Erfolg ausmachen. Bei genauem Hinsehen sind damit bestimmte Formate und Methoden wie „Präsentationen / Inputs von Experten oder Projektverantwortlichen“ gemeint. Dies überrascht ein wenig, wurden doch bisher nicht formale und formale Bildung nicht nach Methodeneinsatz, sondern anhand grundsätzlicher pädagogischer Prinzipien und einer Prozess- bzw. Zielorientierung unterschieden. Man käme ja auch nicht auf die Idee, Gruppenarbeit in der Schule als „nicht formales Lernen“ zu bezeichnen. („Unter der Lupe“ unterscheidet denn auch eine „eher kognitive Ausrichtung“ und „eher künstlerische Methoden, Erkundungen sowie Aktivitäten im Freien oder Sport“.)

Nicht formales Lernen „unter der Lupe“

Die von deutschen Partnern erstellte qualitative Untersuchung „Unter der Lupe“ hebt denn auch ganz auf das nicht formale Lernen ab und bestätigt, was die quantitative Befragung schon indizierte. Nicht formales Lernen scheint der Schlüssel des Erfolgs zu sein. Konstatieren die Innsbrucker eine große methodische Vielfalt und Experimentierfreude, die von Teilnehmenden wie Projektverantwortlichen geschätzt werden, weil sie Interesse wecken (88,1%) und das Lernen erleichtern (74,3%), führen die Jugendlichen in den Interviews detailliert aus, was das nicht formale Lernen für sie so besonders macht.

Ihnen ist neben den Methoden der wertschätzende Umgang und der subjekt- und ressourcenorientierte Ansatz wichtig, und „dass sie freiwillig an den Projekten teilnehmen, in die Organisation und Durchführung der Projekte aktiv einbezogen sind und ihre Erfahrungen in der Gruppe und im Austausch mit anderen Jugendlichen machen.“ Es ist das interessegeleitete „Selbermachen“, das direkte Erleben, aktivierende Zugänge, handlungsorientierte Ansätze und Peergroup-Learning – und wohl auch die Mischung von allem, die den Unterschied machen. Dabei erwerben die Jugendlichen „Kenntnisse und Fähigkeiten (…), die eine aktive Bürgerschaft in Europa stärken.“

Ein weiterer, ultimativer Indikator für Erfolg darf nicht fehlen: „Infolge der positiven Erfahrungen haben 87% der Jugendlichen das Programm bereits anderen Jugendlichen weiterempfohlen und würden 80% der Jugendlichen wieder erneut an einem vergleichbaren Projekt teilnehmen.“

Nicht alles ist rosig

Aber auch „unter der Lupe“ spart nicht mit Seitenhieben, allerdings hier hinsichtlich der infrastrukturellen Voraussetzungen für den Erfolg. So wird berichtet, dass sich die kritischen Anmerkungen der Träger zu den strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen der internationalen Jugendarbeit in Deutschland häufen, „die eine qualitative und langfristig erfolgreiche Arbeit in diesem Bereich erst möglich machen“. Eine anhaltend abnehmende Zahl von Festangestellten, immer mehr administrative Aufgaben und immer weniger Finanzierungsmöglichkeiten für Personalkosten behindern kontinuierliche und nachhaltige Arbeit. Das kann der Qualität der Projekte nicht zuträglich sein, schließen die Forscher. Und sie glauben, dass auch „die Frage von Inklusion oder Exklusion von Jugendlichen mit erhöhtem Förderbedarf in JIA Projekten (…) zunehmend vor allem durch die finanziellen Kapazitäten eines Trägers entschieden (wird)“.

Die Bilanz ist eindrucksvoll

Die Bilanz von JUGEND IN AKTION ist dennoch eindrucksvoll: Hier wird Eigenes gefördert, wozu es keine Alternative gibt. Träger, die kontinuierlich und in größerem Umfang Projekte mit dem Programm JUGEND IN AKTION realisieren, „verstehen ihre Arbeit als interkulturelle politische Bildung mit breit gefächerten Themenschwerpunkten, die Jugendlichen alltagsrelevante Erfahrungen im Hinblick auf Europa als Lebens- und Arbeitsraum ermöglichen. Jugendpartizipation, nachhaltige Friedenssicherung, globale Solidarität und Engagement für Menschenrechte und Inklusion sind prioritäre Stichworte dazu.“

Noch dazu hat die Arbeit in und mit JUGEND IN AKTION „häufig den Ausschlag gegeben für eine interkulturelle Öffnung der jeweiligen Trägerstruktur mit dem Ergebnis, dass die spezifische Organisationskultur um eine spürbare europäische Dimension erweitert worden ist.“

Quelle: https://www.jugendpolitikineuropa.de