Neudietendorf, 19.06.2023 | Laut einem Bericht der „Welt am Sonntag“ sind die Fälle häuslicher Gewalt im letzten Jahr gegenüber 2021 um fast zehn Prozent gestiegen. Thüringen verzeichnet unter den Bundesländern den zweithöchsten Anstieg mit einem Plus von 18,1 Prozent.
Sind allein diese Zahlen schonerschreckend, darf nicht vergessen werden, dass nicht alle Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt, bzw. erfasst werden. Die Zahlen sind also weitaus höher.
“Natürlich ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem und die Auswirkungen der Einschränkungen während der Corona-Pandemie spielen sicher auch eine Rolle. Trotzdem steht fest, die Rahmenbedingungen für einen Wandel in den Einstellungen der Menschen muss die Politik schaffen. Wir sprechen uns daher für eine zügige Umsetzung der Istanbulkonvention aus.“, erklärt Julia Hohmann, Frauen- und Famillienreferentin beim Paritätischen Thüringen.
Trotz vieler positiver Signale aus der Politik, fehlt es immer noch an einer konkreten Umsetzung und einer stabilen Finanzierung zur Umsetzung der Istanbulkonvention.
Insbesondere die Hilfestrukturen im Gewaltschutzsystem sind dafür eine wesentliche und tragende Säule Hier darf auch nicht vergessen werden, dass auch Männer Opfer von häuslicher Gewalt werden.
Für den Wohlfahrtsverband steht fest, der Beschluss zur Umsetzung der Istanbul-Konvention der Thüringer Landesregierung muss mit konkreten, sich an dem Hilfesystem und den Bedarfen der Zielgruppe ausgerichteten, Maßnahmen untersetzt werden. Dabei muss der Aspekt der intersektionellen Diskriminierung stärker als bisher mitgedacht werden. Frauen mit Behinderung, Migrantinnen und asylsuchende Frauen, Roma-Frauen, LBTIQ-Frauen, obdachlose Frauen, ältere Frauen, Frauen in der Prostitution und Frauen mit Suchtproblemen benötigen besonders angepasste
und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote.
